Keine Chance für Kleinstunternehmer?

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Schwedenfahrer
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Keine Chance für Kleinstunternehmer?

Beitragvon Schwedenfahrer » 08.01.2011, 16:59

Moin Moin!

Ich habe mich 2009 selbständig gemacht. Die Firma, in der ich angestellt war, wurde verkauft und komplett mit neuem Personal besetzt. Sobald sich diese Situation abzuzeichnen begann, bin ich natürlich aktiv geworden, war beim Arbeitsamt, kam mir dort jedoch so behandelt vor, als sei ich irgendwo zwischen Bittsteller und Betrüger. Die vermeintlichen Jobangebote waren entweder längst besetzt oder entsprachen in keiner Weise meiner Qualifikation.

Also habe ich mich dann später nicht arbeitslos gemeldet und selber zahlreiche Bewerbungen geschrieben. Allerdings musste ich feststellen, dass meine Chancen mit damals 49 Jahren praktisch gegen Null tendierten.

Ich habe dann ein kleines Gewerbe angemeldet im Bereich Dienstleistung und mich seither mit unterschiedlichsten kleinen Jobs beschäftigt, dabei allerdings nie viel verdient.

Im Hintergrund habe ich ja meine Frau, die Lehrerin ist, und sich bereit erklärt hat, nunmehr auf volle Stundenzahl zu gehen, so dass die Rollen des Hauptverdieners eben getauscht wurden.

Übrigens haben wir noch zwei schulpflichtige Mädchen.

So weit, so gut.

Heute erhielt ich nun von der Rentenversicherung (ich hatte mich zunächst von Zahlungen befreien lassen) die Mitteilung, dass ich demnächst monatlich 254 Euro zu zahlen hätte.

Das wäre dann meine Bankrotterklärung, denn gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassenbeiträgen bliebe dann kaum noch etwas für mich übrig.

Meine Jobs, überwiegend im sozialen Bereich, machen mir Spaß, ich bin nicht so sehr auf Gewinne angewiesen, aber wenn ich jetzt wirklich Krankenkasse und Rente in dieser Höhe zahlen muss, dann arbeite ich mehr oder weniger nur für diese Beiträge.

Was mache ich jetzt am besten?

Alles hinwerfen, doch zum Arbeitsamt, "reiner Hausmann" (bin ich ja eh zu gut es zeitlich passt, denn meine Liebste hat ja auch genug Arbeit)...?

Ich fühle mich im Moment so ungerecht behandelt!

Aber andererseits kann mensch da wohl gar nichts gegen machen, denn solange ich diesem System angehöre, muss ich das wohl akzeptieren.

Trotzdem die Frage: Gibt es "Schlupflöcher" oder Alternativen, bei denen ich meinen Jobs weiterhin nachgehen kann und mich dann am Monatsende über läppische (aber immerhin meine) 350 Euro freuen kann, die nach Abzug von Steuern, Krankenversicherung und Spritgeld bisher so übrig blieben?

Jonathan

Dipling
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Beitragvon Dipling » 08.01.2011, 19:29

Selbständige unterliegen in der Regel nicht der Versicherungspflicht in der Rentenversicherung.

Ausnahmen, Rentenversicherungspflicht besteht für:
selbstständige Handwerker, die in der Handwerksrolle eingetragen sind
selbstständige Lehrer und Erzieher, ohne versicherungspflichtigem Arbeitnehmer
Pflegepersonen
Hebammen
Seelotsen
Hausgewerbetreibende
Küstenschiffer oder Küstenfischer
Künstler oder Publizisten
Selbstständige mit einem Auftraggeber, ohne versicherungspflichtigem Arbeitnehmer

Der Status sollte mit der Rentenversicherung abgeklärt werden.

Schwedenfahrer
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Beitragvon Schwedenfahrer » 08.01.2011, 20:20

Danke für den Hinweis. Da ich mich zu gut 50 % um Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien z. B. im Bereich der Hausaufgabenbetreuung kümmere, für das DRK 1.-Hilfe-Ausbildungen durchführe und in einem Sportverein Kinder- und Jugendgruppen betreue/unterrichte, falle ich unter "selbständige Lehrer", bin also in der Pflicht.

Da nützt es mir wenig, dass ich als ehrenamtlicher Betreuer im Erwachsenenbereich tätig bin, denn die dort fliessenden Gelder sind nun wirklich ein Witz.

Aber ums Geld geht es mir ja eigentlich nicht so sehr. Nur werde ich jetzt anscheinend dazu gezwungen, viel mehr auf die Kohle zu achten.

Kann mir hier jemand sagen, wie es aussieht, wenn ich nur noch Hausmann bin, mein Gewerbe also abmelde? Kann ich dann trotzdem in der GKV bleiben, was natürlich wegen meiner Mädels günstiger ist, als in die PKV wechseln zu müssen.

Dann mache ich das doch lieber rein ehrenamtlich, bekomme zwar keine Kohle mehr, muss aber auch nichts (oder weniger?) zahlen an GKV und RV.

Menno, was für ein Sch...

J.

Dipling
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Beitragvon Dipling » 08.01.2011, 20:27

Die freiwillige Weiterversicherung in der GKV ist möglich bzw. ohne andere Absicherung im Krankheitsfall sogar Pflicht.
Am billigsten käme es, wenn die Ehefrau in der GKV wäre und damit eine kostenlose Mitversicherung möglich wäre, aber als Lehrerin/Beamtin wird sie wohl privat versichert sein.


Hinsichtich der Rentenversicherung ist von pflichtversicherten Selbständigen mit sehr geringen Einkünften unter 400 EUR/Monat m.E. nur der Mindestbeitrag von ca. 80 EUR zu zahlen.

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Beitragvon Schwedenfahrer » 09.01.2011, 10:10

Das wäre ja ebenfalls ein Witz, mit den 400 Euro, denn die würden ja komplett für Krankenversicherung plus Rentenversicherung weg sein.

Es war bisher durchaus so, dass ich monatlich nach Abzug von Steuern, Krankenkasse und Benzingeld im Durchschnitt so um die 300 Euro übrig hatte.

Wenn ich jetzt 254,22 Euro Rentenversicherung zahlen muss, würde ich also für ein Taschengeld jobben und einen Rentenbeitrag leisten, den ich nie nie nie auch nur annähernd zurückbekomme, es sei denn, dass ich wesentlich älter als mein Vater und mein Großvater werde, die beide mit 70 Jahren gestorben sind.

Gibt es denn da noch Stufen zwischen diesem Betrag und den genannten ca. 80 Euro?

Und ja, meine Frau ist zu ?% beihilfeberechtigt, Rest PKV. Das ist also momentan schon eine sehr angenehme Möglichkeit, dass die Mädels ganz korrekt bei mir mitversichert sein können.

Würden wir 3 ebenfalls über Beihilfe und PKV laufen, wäre es teurer.

Aber wie sähe es dann mit mit der Rente aus, also wenn ich jetzt nur noch Hausmann wäre, Gewerbe abgemeldet? Wieviel Rente würde dann fällig?

J.


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