Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

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Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon frageindierunde » 14.03.2016, 16:37

Hallo, es geht um den Krankenversicherungsschutz meines zukünftigen Schwippschwagers.

Folgende Ausgangssituation:
Er ist 32 Jahre alt und war in den Niederlanden gesetzlich krankenversichert (GKV cz). 2012 zog er nach Deutschland hat die niederländische GKV gekündigt und eine internationale Reisekrankenversicherung für Sprachschüler abgeschlossen (mawista). Als der Sprachkurs vorbei war hat er sich bei einer anderen Reisekrankenversicherung in den Nierlanden versichert (OOM verzekering). Als er zwischenzeitlich in Deutachland Student war hat er sich von der Versicherungspflicht befreien lassen und hierfür wieder eine Mawista-versicherung abgeschlossen. Nach seiner Exmatrikulation hat er keine andere Krankenversicherung gefunden und war wieder bei der OOM versichert. Jetzt (ab Februar) hat er eine durch das deutsche Arbeitsamt finanzierte Umschulung zum Fachinformatiker begonnen. Das Amt zahlt nur Fahrtkosten, seinen Lebensunterhalt bestreitet er durch die Unterstützung meiner Schwägerin (unverheiratet, selbst in der PKV, freiberufliche Psychotherapeut) und Zahlungen seiner Eltern. Der OOM-Versicherungsschutz ist jetzt (vor ein paar Tagen) abgelaufen. Ein Zustand der schnellstmöglich beendet werden muss

Sozialversicherungspflichtig Arbeiten (was ja wohl alle Probleme löst) kann er frühestens Anfang 2018.

Eine bisher kontaktierte GKV und PKV haben in dieser Sache nicht geholfen bzw. ist mein Schwager nicht wirklich schlauer geworden.

Wie kann sich mein zukünftiger Schwippschwager dauerhaft in Deutschland versichern? Wo gehört er hin? PKV-Basistarif, GKV als freiwilliges Mitglied? Muss er in diesem komischen Mawista-/OOM-Konstrukt bleiben? Gibt es irgendeine Idee?

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon frageindierunde » 15.03.2016, 15:29

Löste die Exmatrikulation nicht allein schon Versicherungspflicht in der GKV aus? Die Befreiung gilt ja nur für das Studium, oder?

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon Frank » 15.03.2016, 16:39

Hallo,

eine Exmatrikulation löst keine Versicherungspflicht in der GKV aus.
Warum Basistarif in der PKV und kein günstiger Normaltarif?
Gibt es gesundheitliche Probleme die dagegen sprechen?

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon Aras » 15.03.2016, 21:26

Ich dachte durch den Bezug von ALG II wird man in der gesetzlichen versichert, sofern man nicht vorher eine private Krankenvollversicherung hatte. Die mawista und Gedöhns sind doch nur Reise-Krankenversicherungen. Im Ernstfall kann die doch sagen, dass kein Versicherungsschutz besteht, da der Niederländer einen Wohnsitz in Deutschland begründet hat.

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon frageindierunde » 15.03.2016, 23:35

ALG II wurde nie bezogen. Er ist einfach ohne Beschäftigung gewesen (vorher Student) und wird von meiner Schwägerin und seinen Eltern unterhalten. Für den Zeitraum der Umschulung (die ja von der Bundesagentur bezahlt wird) ist ein Bezug von ALG II ausgeschlossen (dafür verdiente meine Schwägerin aber auch ohnehin zu gut, Stichwort Bedarfsgemeinschaft).

Eine normale PKV ist aufgrund der gesundheitlichen Vorgeschichte ausgeschlossen.

Die Mawiata-Versicherung ist schon für einen mittelfristigen Zeitraum gedacht (insbesondere für ein Studium). Sie reichte auch als Krankenversicherungsnachweis für die Befreiung von der Versicherungspflicht als Stundent. Es ist halt keine Dauerlösung.

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon Aras » 15.03.2016, 23:55

Wieso ist er mit deiner Schwägerin in einer BG?
Sind sie verheiratet? Seit wann leben sie zusammen?

Er soll einfach ausziehen und bei euch einziehen. Dann bildet er mit euch keine BG. Dann ALG II beziehen und dann KV sein

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon frageindierunde » 16.03.2016, 17:18

Er soll einfach ausziehen und bei euch einziehen. Dann bildet er mit euch keine BG. Dann ALG II beziehen und dann KV sein


Das geht nicht. Die Finanzierung der Umschulung zum Fachinformatiker (45.000,- EUR Kosten) durch die Bundesagentur ist daran gekoppelt, dass er eben nicht(!) ALGII-Empfänger wird. Das ist ein spezielles Programm für "abgebrochene" Studenten, die die Vorbildung haben, eine Fachinformatikerausbildung in 24 Stunden zu absolvieren. Diese Umschulung ist "Gold wert" und soll nicht abgebrochen werden. Voraussetzung: Lebenshaltungskosten zahlt eben nicht das Amt.

Außerdem glaube ich auch nicht, dass der Bezug von ALGII ihn in die GKV bringen würde. Anscheinmed ist er der PKV zuzuordnen (so sagte es mit heute in Berater der DAK Gesundheit), da er sich damals von der Versicherungspflicht als Student hat befreien lassen. Das Problem mit der PK (Basistarif) ist wiederum, dass er ja kein ALGII-Empfänger ist und somit die Beitragsreduzierung nicht greift. im Extremfall also fast 600,- EUR Kosten pro Monat.

Wir sind weiterhin auf der Suche nach einer Alternative (die durchaus was kosten darf, aber nicht 600,- EUR im Monat)

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon Aras » 16.03.2016, 21:24

Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber ich kann dir bzw. deinem Freund nur folgendes empfehlen:

Die Umschulung ist nicht "Gold wert". Umschüler für Fachinformatiker sind eigentlich schlechter gestellt. Es gibt jedes Jahr abertausende Fachinformatiker, die eine berufliche Ausbildung zum Fachinformatiker erfolgreich abgeschlossen haben und somit fachlich und auch beruflich mehr Erfahrung haben als Umschüler, die nur (Schul)Buchwissen besitzen.

Die Strategie muss lauten, dass dein Freund jetzt die komfortable Situation der Umschulung nutzt und sich für eine berufliche Ausbildung bewirbt. Also sich ein ordentliches Unternehmen sucht und dort die Ausbildung beginnt. Am Besten die Ausbildung von 0 beginnen, statt irgendwie zu sagen, dass man ja schon in der Umschulung ja sooo viel Wissen erworben hat. Man kann ja eine Verkürzung um ein halbes Jahr bei guter Zwischenprüfung vereinbaren.

Dann kriegt er auch ein Gehalt, da er dann auch in einem sozialversicherungspflichtigem Arbeitsverhältnis steht. Und das heißt, er kommt direkt in die GKV. Dann kann er auch BAB und Wohnzuschuss oder was weiß ich beziehen. Ist dann kein ALG II. Er wird dann auch am Ende der Ausbildung gute Arbeits-Chancen besitzen.

Das schreibe ich dir als beruflich ausgebildeter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung.

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon frageindierunde » 17.03.2016, 00:54

Das ist natürlich eine höchst subjektive Meinung zu einer Umschulung. Ich kann dagegen nur meine eigene umfangreiche (auch Branchen-)Erfahrung setzen. 1999 habe ich selbst als abgebrochener Jurastudent mit damals 25 Jahren eine solche Umschulung absolviert (Industriekaufmann mit IT-Zusatzqualifikation). Damals gab es das Berufsbild des Fachinformatikers noch nicht. Die Kursteilnehmer haben Anfang 2001 trotz wesentlich schlechterer wirtschaftlicher Lage zum Großteil gute Jobs bekommen. Wenn ich jetzt über 15 Jahre nach Umschulungsende schaue, was die Leute zu denen ich Kontakt habe mache, dann haben die meisten doch so was wie eine Karierre gemacht. Man sollte nicht unterschätzen, was in abgebrochenen Studenten steckt (auch an Lebenserfahrung). Da kann jemand hundert Mal 22 seind super Noten und Berrufserfahrung haben - diese Lebenserfahrung feht Dir und ich kann ihn aufgrund seines Alters nicht als Senior Consultant oder PM in einem kritischen Projekt einsetzen. Ich schreibe Dir das als Miteigentümer eines IT-Unternehmens (Consulting) mit 14 Beschäftigten, dass seit 12 Jahren am Markt erfolgreich ist und Leute wie Dich einstellt, aber auch Quereinsteiger in irgendeiner Form.

Darüber hinaus kann man bei der Bundesagentur viel meckern, aber diese Studienabbrecherprogramme sind auch statistisch ein Erfolg. Es ist ja auch nicht so, dass man nicht in einem Betrieb ist. 6 Monate der Ausbildung verbringt man dort. Viele werden daraus übernommen.

Auch menschlich ist es (für viele) sehr sinnvoll nach nach einem langen frustigen Studium mit Existenzängsten und Selbstweifeln in einer Art Klassenverband aufgefangen und in gewisser Weise wieder eingegliedert und aufgebaut zu werden. Die Erfolgserlebnisse kommen meist schnell, denn wer eine gutes Abi hat (Mathe) für den ist eine Ausbildung Fachinformatiker IHK eigentlich ein Klacks. Niveau eines Oberstufengrundkurses (zumindestens wenn man das Abi in den 90'ern gemacht hat ;-)

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Re: Niederländer in Deutschland - wie und wo dauerhaft versichern?

Beitragvon Aras » 17.03.2016, 08:07

Also dann bleibt ja die PKV für die nächsten 24 Monate und danach kann er mit einer Arbeit in die GKV.

Btw. Hier in NRW gibt es auch Studienabbrecherprogramm für Informatiker, die dann trotzdem eine berufliche Ausbildung zum FI gemacht haben.


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