Familienversicherung, Teilzeitstudent, Minijob & Selbständig --> Ärger mit TK

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Tanja_Berlin
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Familienversicherung, Teilzeitstudent, Minijob & Selbständig --> Ärger mit TK

Beitragvon Tanja_Berlin » 17.06.2020, 11:10

Hallo zusammen,
vielen Dank schon mal, dass Ihr Euch hier engagiert.
Ich möchte hier gerne eine Situation beschreiben und würde mich freuen, Eure Einschätzung zu bekommen:

Es geht um eine verheiratete Teilzeitstudentin (35 Jahre), die über ihren Mann familienversichert ist. Sie nimmt durch selbständige Kinderbetreuung in begrenztem Maße nebenher Geld ein und hat im August 2018 noch einen Minijob aufgenommen. Die TK hat jetzt im Rahmen der normalen Überprüfung der Familienversicherungssituation entschieden, dass die Familienversicherung im August 2018 geendet hat und stellt eine Nachforderung über ~3.500 Euro.
Jedoch ist es so, dass von August 2018 bis heute im monatlichen Schnitt der Maximalbetrag von 450,- Euro (selbständige Tätogkeit plus Minijob) nicht überschritten wurde. Die TK rechnet aber die Einnahmen des Minijobs ab August 2018 mit den Einnahmen aus Selbständigkeit 2017 zusammen und kommt dann über die Grenze von 450,- Euro. Und das, obwohl ein Steurbescheid 2018 bereits vorliegt, der die geringeren selbständigen EInkünfte aufzeigt. Für 2019 geben sie keine Berechnung bekannt und sagen einfach, dass der Familienversicherungsstatus im August 2018 endete und daher auch für 2019 und 2020 nachträglich eine freiwillige Versicherung bezahlt werden muss. Das heisst sie fordern im Schnitt 190,- Euro pro Monat obwohl im Schnitt (pro Kalenderjahr) nie mehr als 450 Euro (meist weniger) eingenommen wurde.

Ein erster Widerspruch wurde von der TK zurückgewiesen, ohne jedoch weitere Informationen über die gerade genannten zu geben.

Der Widerspruch soll natürlich aufrecht erhalten werden. Es wäre aber sicher gut, nochmals angemessen auf die Situation hinzuweisen, damit im Widerspruchsauschuss entsprechend entschieden wird.

Kann jemand gute Hinweise geben, wie damit am besten umzugehen sein könnte?
Zudem die Frage, ob die TK berechtigt ist, die eingeforderten Beiträge über 3.500 Euro jetzt einzufordern, obwohl der Widerspruch läuft?

Vielen Dank für alle Tipps und Hinweise,
Tanja

Czauderna
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Re: Familienversicherung, Teilzeitstudent, Minijob & Selbständig --> Ärger mit TK

Beitragvon Czauderna » 17.06.2020, 14:55

Hallo und willkommen im Forum
Grundsätzlich, und das ist erst mal die schlechte Nachricht, hat ein Widerspruch keine aufschiebende Wirkung.
Wenn ich es richtig gelesen habe, dann rechnet die Krankenkasse Einnahmen aus dem Jahre 2017 den Einnahmen aus dem Jahre 2018 zu, obwohl
der Einkommensteuerbescheid für das Jahr 2018 das nicht belegt ?.
Wie sah denn der Bescheid aus, der auf den Widerspruch seitens der Kasse erlassen wurde. Bevor eine solche Sache zum Widerspruchsausschuss geht muss erst das Widerspruchsverfahren abgeschlossen sein, d.h. es muss auch eine Anhörung erfolgen.
Gruss
Czauderna

Tanja_Berlin
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Re: Familienversicherung, Teilzeitstudent, Minijob & Selbständig --> Ärger mit TK

Beitragvon Tanja_Berlin » 17.06.2020, 16:52

Hallo Czauderna,
schon mal vielen Dank für Deine Hilfe!

Ah, das hatte ich tatsächlich noch gar nicht ganz verstanden gehabt: es ist noch kein Bescheid ergangen sondern de facto hat die TK nur ein Brief geschickt, in dem sie "begründet", wie sie dazu kommt. Diese Begründung ist aber in der Tat dürftig: "Mit den ausgewiesenen Einkünften aus nebenberuflichern Tätigkeit aus dem eingesandten Einkommensteuerbescheid 2017 zzgl. der Einkünfte aus dem Minijob (Anmerkung: aufgenommen im August 2018) wurde die Einkommensgrenze überschritten." --> sie rechnen also 2017 nebenberuflich und 2018 Minijob zusammen obwohl mehrfach darauf hingeweisen wurde, dass die nebenberuflichen Einkünfte in 2018 niedriger sind.
Jetzt soll der Widerspruch entweder mittels Formular zurückgezogen oder aufrecht erhalten werden.

Der Widerspruch wird natürlich aufrecht erhalten und wenn es keine aufschiebende Wirkung hat, dann muss wohl umgehend bezahlt werden (puhhh). Wie läuft denn eine solche Anhörung ab?
Und kann man sagen, dass die TK hier auf einem falschen Weg ist?

Danke nochmal,
liebe Grüße
Tanja

Czauderna
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Re: Familienversicherung, Teilzeitstudent, Minijob & Selbständig --> Ärger mit TK

Beitragvon Czauderna » 17.06.2020, 17:35

Hallo,
das mit dem sofort bezahlen, das würde ich erst mal lassen. Erst muss die Kasse offiziell feststellen, dass die Familienversicherung
beendet ist und ab wann genau das gelten soll. Danach hast du 14 Tage Zeit der Kasse entweder einen anderweitigen Krankenversicherungsschutz, z.B. PKV, nachzuweisen oder eben die "obligatorische Anschlussversicherung" in Anspruch zu nehmen, d.h. bevor nicht deine eigene Mitgliedschaft seitens der Kasse bestätigt ist, also mit Bestätigung und Krankenversichertenkarte und offiziellem Beitragsbescheid, solange musst du auch nicht zahlen.
Es ist doch die Frage, und darüber solltest du unbedingt mit der Kasse reden, bzw. verhandeln, ob die Kasse sich den ganzen Stress damit machen will, nur um nachher doch deinem Widerspruch abhelfen zu müssen. Du musst jetzt auch keine Angst haben, dass du nicht krankenversichert wärest. Das bist du in jedem Fall , praktisch momentan noch über die Familienversicherung und theoretisch dann über die eigene Versicherung.
Mein Rat - nochmals mit der Kasse reden/korrespondieren und auf die Problematik hinweisen und natürlich den Widerspruch aufrecht erhalten.
Gruss
Czauderna

Tanja_Berlin
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Re: Familienversicherung, Teilzeitstudent, Minijob & Selbständig --> Ärger mit TK

Beitragvon Tanja_Berlin » 17.06.2020, 17:48

Danke nochmal.
Naja, sie haben neulich schon die Versichertenkarte deaktiviert und damit Arztbesuche verhindert... Reden brachte nur, dass sie am Telefon sagten "So ist die Regel". Aber okay, dann wird der Widerspruch eben hoffentlich mehr freisetzen als das.

hg Tanja


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