Unmöglich, nicht versichert zu sein

Gesundheitsreform, Bürgerversicherung, Kopfpauschale, usw.

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koallasuu
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Unmöglich, nicht versichert zu sein

Beitragvon koallasuu » 16.10.2009, 00:36

In meinem noch jungen Arbeitsleben, habe ich eine waghalsige These. Ich will damit niemanden angehen oder so. Ich weiß, dass es duchaus Härtefälle gibt und das Leben einem manchmal übel mitspielt. Ich selbst habe wirklich ätzende Jobs angenommen, nur und einzig und allein, um versichert zu sein. Aber ich bin nach allem, was ich durchgemacht habe einfach der Meinung, dass es faktisch schier unmöglich ist, nicht versichert zu sein, denn:

Man kriegt meiner Erfahrung nach KEINEN JOB OHNE KRANKENVERSICHERUNG. Alle meine bisherigen Arbeitgeber (und glaubt mir, ich hatte viele) wollten einen Nachweis von der Krankenkasse. Gleiches gilt für ein Studium.

Wenn man Hilfe vom Staat bezieht, ist man automatisch versichert (z.B. über ALGII).

Wenn man keinen Anspruch auf Hilfe vom Staat hat, also nach dem Gesetz "nicht bedürftig ist", gibt es in den meisten Fällen einen Partner, der zahlt oder man hat sein Vermögen aufzubrauchen oder ähnliches. Natürlich kann man auch einfach wie die Maus vor der Schlange hocken und gar nicht erst was beantragen.

Hab' ich irgendwas übersehen? Ist es wirklich möglich, dass man sich quasi finanziell irgendwie durchschlagen kann, aber keine KK bezahlt/bezahlen muss?

O.k. es gibt noch die Möglichkeit des Betrugs (schwarz arbeiten und nicht einzahlen, dafür aber auch nicht zum Arzt gehen oder halt selbst bezahlen). Aber solche Leute schreiben sicher nicht in dieses Forum.

Ich bin etwas ratlos. Vielleicht weiß einer von euch, wie das funktionieren soll.

Dipling
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Beitragvon Dipling » 16.10.2009, 22:15

Ca. 80% der Menschheit ist nicht krankenversichert.
In Deutschland sind nur ca. 0,1% der Bevölkerung nicht versichert, wenn man den offiziellen Zahlen glauben darf. Das relativiert das Problem schon mal, auch wenn man noch eine Dunkelziffer hinzurechnen müsste.

Denkbare Gründe beispielsweise:

Nach dem Ende eines Arbeitsverhältnisse wird kein Arbeitslosengeld beantragt. Sei es aus Stolz, Scham, abschreckender Bürokratie. Behörderwillkür und -gängelung, Bequemlichkeit, Uninformiertheit oder weil die Vorversicherungszeiten zu kurz für ALG1 oder das Vermögen für ALG2 zu hoch ist. Auch einige andere staatliche Leistungen wie das Wohngeld werden von vielen Berechtigten aus Stolz, Scham oder Uninformiertheit nicht beantragt.

Illegale Einwanderer, typischerweise ohne Versicherung. Allerdings können diese trotzdem kostenlose medizinische Leistungen erhalten, etwa von den Malteser Hilfsdiensten in größeren Städten. Ein Angebot, das übrigens auch von unversicherten Deutschen in Anspruch genommen wrden kann.

Selbständige. Für diese galt bis 2009 (bzw. bei ehemals gesetzlich Versicherten bis April 2007) keine Versicherungspflicht. Bei schmalem Budget wurde an der Krankenversicherung gespart

Außerdem gibt es einen Grund, nicht versichert zu bleiben. Denn bei Rückkehr in das System drohen hohe Nachzahlungen (im Bereich der GKV) oder hohe Strafzuschläge für der PKV zuzuordnende Nichtversicherte.

Rossi
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Beitragvon Rossi » 17.10.2009, 15:08

Hab' ich irgendwas übersehen? Ist es wirklich möglich, dass man sich quasi finanziell irgendwie durchschlagen kann, aber keine KK bezahlt/bezahlen muss?


Dem Grunde nach ist es richtig. Wir haben in Deutschland eine Versicherungspflicht. Auch wenn man die Krankenversicherung nicht zahlt, bekommt man dennoch bei aktuten Erkrankungen, Notfällen etc. Leistungen. Also eine Art Grundversorgung zum Nulltarif, wenn man nicht zahlt. Auf der anderen Seiten häufen sich natürlich die Beitragsschulden. Dazu kommen noch fette Säumniszuschläge.

Giorlina
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Beitragvon Giorlina » 11.11.2009, 10:10

Hallo,
also ich gehöre zu den vielen die nicht Versichert sind.
Das heisst ich bin schon in einer Freiwilligen Krankenversicherung mit meinem 10 jährigen sohn,kann alllerdings die Beiträge nicht zahlen.
Mein Partner ist nicht geschieden,seine Frau liegt im Wachkoma seit jahren,scheidung ist nicht so einfach in diesem fall..
Zudem verdient er mit 1600 netto viel zu viel laut arge.
er hat selber 2 kinder die bei uns leben....11 und 14 jahre alt.
Patchtwork also....
Ich bekomme keine arbeit,3 kinder,nicht flexibel genug u.s.w....
das ist kein witz....so einfach ist das nicht,nicht mal bei einem 400 euro job...und ich würde gerne arbeiten,aber nicht mal das arbeitsamt findet was...
so,ich war zur arge,alles abgelehnt...
ich war bei unserer Oberbürgermeisterin....nix passiert...
ich habe alles durchlaufen..
dann habe ich mich an unsere Regierung gewandt,von Frau Merkel und herrn Westerwelle habe ich nicht mal eine antwort bekommen.
Frau Ferner unsere Gesundheitsministerin hat sich dann meinem Proplem angenommen und einen erneuten terimn bei der agre gemacht..
Aber wieder das gleiche,mein Partner verdient,ich bekomme Kindergeld und Unterhaltsvorschuss 158 euro...
was schon zu viel ist um Kinderzuschlag zu beantragen,dieser wurde nämlich abgelehnt weil mein sohn einkommen hat,nämlich den unterhaltsvorschuss von 158 euro...
das ist doch ein witz..
So,nuh steh ich da....
bei meinem sohn an der schule ist ein fall von Schweinegrippe...
Impfen lassen kann ich ihn nicht,denn laut auskunft des Berliner Büros zur Schweinegrippe,ist es ja nicht denen ihr Problem wenn ich meine beiträge nicht zahlen kann....

Die Krankenkasse sagt,ich könne die offenen beiträge in raten zu 30 euro abzahlen,kann allerdings erst dann zum arzt wenn diese beglichen sind..
super...............

Habe nächste woche einen termin mit frau Ferner, sie wird mit mir zusammen zur arge gehen..

Wie man also sieht,ist dies ein massives Problem und damit stehe ich nicht alleine da.
Sorry das ich euch jetzt so einen riesen text geschrieben habe aber ich musste mir das von der seele reden...
Liebe Grüße Kerstin

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Beitragvon ratte1 » 11.11.2009, 14:51

Giorlina hat geschrieben:bei meinem sohn an der schule ist ein fall von Schweinegrippe...
Impfen lassen kann ich ihn nicht,denn laut auskunft des Berliner Büros zur Schweinegrippe,ist es ja nicht denen ihr Problem wenn ich meine beiträge nicht zahlen kann....
Bei familienversicherten Kindern ist der Leistungsanspruch nicht auf Sofortmaßnahmen beschränkbar. Es besteht auch dann Anspruch auf alle Leistungen, wenn das Mitglied keine oder zu Beiträge gezahlt hat.

Einer Impfung des Sohnes steht also die ungeklärte Beitragzahlung nicht entgegen.

MfG
ratte1

Giorlina
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Beitragvon Giorlina » 12.11.2009, 09:03

Hallo ratte1,

das heisst mein Sohn kann zum arzt egal für was?
Das hat die Krankenkasse mir anders gesagt.....und auch bei diesem Berliner Büro das eingerichtet wurde zu fragen der Schweinegrippe sagte mir das er definitiv nicht zum arzt darf...
Ich bin da etwas verwirrt.
Ich habe jetzt mit seinem Vater gesprochen das er ihn über sich versichert dann ist wenigstens für mein Kind gesorgt.
Aber bis dahin dauert auch denn er ist nicht der schnellste wenn er sich um was kümmern muss..
Bis dahin könnte er aber dann trotzdem zum arzt und sich auch impfen lassen? das wäre ja super wenn dem so wäre...
Liebe grüße kerstin..

Czauderna
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Beitragvon Czauderna » 12.11.2009, 14:08

Hallo,
duie Leistungseinschränkungen gelten nur für Mitglieder, nicht für die familienversicherten Angehörigen !
Gruß
Czauderna

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Beitragvon Devil » 07.07.2010, 09:36

doch es kommt leider vor, z.b. wenn der versicherte sein stiefkind familienversichert hat und
arbeitslos wird.
es wird von der GKK eine rechnung aufgestellt, die auch den unterhalt des kindes berücksichtigt und wenn dann der Versichterte nicht für den überwiegenden unterhalt des kindes aufkommen kann, wird dem kind die versicherung gekündigt.
es wird gleich ein antrag auf selbstversicherung für das kind mitgeschickt, kostet mal eben 147 euro im monat, also weniger geld und dann noch beiträge bezahlen, wie soll man das denn schaffen.
die zweite möglichkeit ist das kind über den vater zu versichern, der ist privatversichert und das ganze kostet dann nur 120 euro, mit allem zipp und zapp. klasse gesetze nur der vater will die beiträge nicht mehr zahlen, was nun.
zur information, das kind lebt im haushalt des stiefvaters, wer weiß rat?

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Beitragvon Rossi » 07.07.2010, 18:58

Hast Du dir die Berechnung bzgl. des überwiegenden Unterhaltes zeigen lassen?

Dort sind nicht nur die tatsächlichen Einkünfte zu berücksichtigen, sondern auch die Werte für die Haushaltsführung und Erziehung des Stiefkindes.

Wenn der Stiefvater viel im Haushalt hilft (macht und tut), dann kann es teilweise sehrwohl dazu führen, dass das Stiefkind überwiegend unterhalten wird.

Meine Erfahrung zeigt, dass gerade die fiktiven Werte für die Haushaltsführung (2009 war der Wert 1.447,00 Euro) und für die Kindererziehung (78,00 Euro) gerne vergessen werden und es zu einer Ablehnung führt.

Pivo
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Beitragvon Pivo » 14.02.2011, 10:33

Ja, du hast etwas übersehen. Es gibt Selbstständige, die so wenig verdienen, dass sie auf die Krankenversicherung verzichten( müssen ) wurde hier im Forum ja auch schon angesprochen. Und das mit dem Partner, der ja deiner Ansicht nach immer da ist, ist auch so ne Halbwahrheit, denn er ist leuider oft nicht da und man kann sehen wo man bleibt.

Richtig ist aber wohl, dass man mit ein Bisschen suchen eine günstige Krankenversicherung finden kann, wenn man alleine ist würde ich ohnehin die GKV der PKV vorziehen, gerade wenn man wenig geld hat. Aber wie gesagt, immer ist das nicht der Fall auch nicht wenn man die letzten Scheißjobs annimmt.


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