PKV verlassen oder nicht?

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LL1215
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PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon LL1215 » 19.02.2017, 17:10

Hallo zusammen,

ich bin männlich, 46 Jahre alt, habe zwei kleine Kinder und meine Frau ist gesetzlich krankenversichert.
ich war bis vor zwei Monaten hauptberuflich selbstständig und auch gegen Arbeitslosigkeit freiwillig versichert.
Da die Geschäfte nicht wie geplant gelaufen sind habe ich mich arbeitslos gemeldet und meine selbstständige Tätigkeit auf unter 15 Stunden / Woche reduziert.
Z.Zt. pausiert meine PKV bei der Continentale (das geht bis 6 Monate) und ich bin bei der AOK über das Arbeitsamt versichert.

Die Continentale hat mir Anfang 2017 den Beitrag kräftig (>20%) erhöht. Ich bin im Economy Tarif+SGII (Krankenhaus, 2-Bett, Chefarzt) versichert. Natürlich ist dieser Tarif immer noch relativ günstig.

Meine Kinder sind bei meiner Frau versichert, da mein Einkommen als Selbstständiger immer unter der Jahresarbeitsendgeldgrenze lag.

Jetzt könnte ich meine PKV in eine Zusatzversicherung umwandeln und dann bei der AOK bleiben.

Ich habe ein gutes Angebot erhalten als Handelsvertreter zu arbeiten.

Dann währe ich aber wieder selbstständig und muss bei der AOK den Arbeitgeberanteil mit bezahlen.

Die Leistung in der GKV hat mir immer gereicht und ich will auch keine Besserbehandlung. Die überzogenen Privatrechnungen kosten ggf. auch Nerven.

Bei der AOK würde ich also ggf. mehr bezahlen. Ca. 350€ mehr im Monat (inkl. Zusatzversicherung).

Meine Frau und Kinder könnte ich mit versichern, wenn meine Frau nicht mehr arbeiten würde.

Als Rentner komme ich später nicht in die Krankenversicherung der Rentner (wg. 9/10 Regelung) und muss für meine Vermietungseinkünfte (Teil der Altervorsorge) Krankenversicherungsbeiträge abführen.
Könnte natürlich (hoffentlich) so sein, dass in 20 Jahren ohnehin alle Einkunftsarten herangezogen werden...

Jetzt habe ich mir schon lange den Kopf zerbrochen, ob ich in der PKV bleiben soll oder nicht.

Die GKV wird ja auch immer teurer und ob die Bürgerversicherung kommt (und mir die Entscheidung abnimmt) ist unklar.

Auch die Beitragsentwicklung als freiwillig GKV-Versicherter vs. PKV-Versicherter ist nicht planbar.

Vielen Dank für Anregungen zur Entscheidungsfindung.

Czauderna
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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon Czauderna » 19.02.2017, 19:16

Hallo,
als (ehemaliger) Krankenkassenmitarbeiter rate ich natürlich dazu in der GKV zu verbleiben und die PKV-Vollversicherung ggf. in eine Zusatzversicherung umzuwandeln. Ja, auch die GKV wird immer teurer, aber derzeit gilt noch immer, wer viel Einkommen hat, der zahlt auch mehr Beitrag , aber dieser Beitrag wird in der Höhe durch die Beitragsbemessungsgrenze gedeckelt. Das kennt meines Wissens nach die PKV nicht. Die Vorteile der GKV hast du ja bereits selbst erkannt. jetzt hast du noch die Gelegenheit in die GKV zu wechseln bzw. dort zu verbleiben - das kann nicht jeder, der nur zu gerne in die GKV wechseln würde. Wenn du mal 55 Jahre alt bist, dann ist nach heutiger Rechtslage der Zug "GKV" für dich auf jeden Fall abgefahren.
Noch etwas - wenn du dich für die PKV entscheidest, weil du als Handelsvertreter wieder selbständig bist und da es sich um ein "gutes" Angebot handelt, könnte es ja auch sein, dass du auch "gut" verdienst und dann könnte es so kommen, dass deine Kinder eben nicht mehr kostenlos familienversichert wären bei deiner Ehefrau.
Gruss
Czauderna

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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon Peter Wolnitza » 20.02.2017, 09:00

Moin,

Ehrlich gemeinter Rat: Bleiben Sie in der GKV.
Ihre Motivation passt nicht, um sich PKV zu versichern und dort langfristig zufrieden und glücklich zu sein.
Die Vorteile der PKV (langfristig garantierte, bessere Leistung, Eigenverantwortung) sind Ihnen nach eigener Aussage nicht wichtig.

Bleibt also als Argument nur eine Beitragsersparnis. Das ist von allen möglichen Argumenten das schlechteste pro PKV.
Das kann/wird sich evtl. so schnell ändern, ohne dass Sie ggfls. Einfluss drauf haben.

Sie kaufen sich neben den Vorteilen (die Ihnen aber nicht wichtig sind s.o.) systembedingt ein paar Nachteile ein,
die Ihre eigentliche Motivation (Beitragsersparnis) ganz schnell über den Haufen werfen können/werden.

Sie sind - bei Ihrer Ausgangslage - definitiv in der GKV besser aufgehoben.

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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon LL1215 » 22.02.2017, 11:20

Hallo zusammen,

vielen Dank für die bisherigen Angaben.

Mittlerweile habe ich mich noch etwas mehr informiert.
Die heutige Regelung für freiwillig versicherte in der GKV kommt mir sehr unfair vor.
Der Beitrag errechnet sich ja nur bedingt nach dem wirklichen Einkommen.
Als Selbstständiger werde ich dann zusätzlich ausgequetscht, da bei Vermietungseinkünften dann auch eine
Beitragsreduzierung bei geringem Einkommen entfällt.
GKV + Zusatzversicherung ergibt dann sehr schnell extrem hohe kosten...

Z.B. 15,6% x 4000€ = 624€ + 35€ (Zusatzversicherung) = ca. 659€ ich zahle z.Zt. noch nur 350€
Vermietungseinkünfte von ca. 5000€ im Jahr lassen diesen Betrag noch ansteigen...

Selbst wenn ich beide Kinder extra versichere kostet das ca 120€ pro Kind und ich bin noch immer unter den hohen Kosten.

Fazit: Als Selbstständiger isat man in der GKV benachteiligt und der bürokratische Aufwand ist enorm.
Wenn der Steuerbescheid erst spät vorliegt, weil z.B. die Abrechnung des Hausverwalters jedes Jahr zu spät kommt, dann trage ich alle Risiken.
Steigt mein Einkommen, dann zahle ich nach - sinkt es dann bekomme ich nichts zurück....

Vielleicht sollte ich auf die Bürgerversicherung warten...

Czauderna
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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon Czauderna » 22.02.2017, 12:49

Hallo,
das kommt dir so vor - bürokratisch - na gut, deine Meinung - und das mit den Kindern, das wären nach deiner Rechnung mtl. 240,00 € zu deinem Beitrag, nicht zu vergessen, wenn deine Frau mal nicht mehr arbeiten sollte, dann kommt deren Beitrag, egal ob PKV oder GKV auch noch dazu. Was ist in der Zeit, in der du mal nicht mehr selbständig sein wirst, also Rentner bist . auch daran gedacht ?.
Wenn du auf die "Bürgerversicherung" spekulierst - ich denke nicht, dass die so schnell kommt.
Egal, wie auch immer - die Entscheidung liegt bei dir - ich wünsche dir ein glückliches Händchen dabei.
Gruss
Czauderna

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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon LL1215 » 25.02.2017, 17:37

Hallo,

das Problem ist, das man nicht abschätzen kann, wie sich die Beiträge weiter entwickeln.

Allein die Bemessungsgrenze der GKV hat sich von 2002 bis 2017 von 3375€ auf 4800€ erhöht => +42%

Der Beitragssatz ist von 2002 bis 2017 von 13,6% auf 14,6% +0,8% (AOK) Zusatzbeitrag gestiegen.


Bei der PKV kommt es in 15 Jahren wohl meist zu einer Verdoppelung der Beiträge.

Bei der AOK würde ich ggf. eine Zusatzversicherung behalten => 35€ im Monat

Der AOK Beitrag in 2022 (+15 Jahre) könnte dann folgendermassen sein:

15,6% + 2% Zusatzbeitrag (geschätzt) => 17,6%

Einkommen an der Bemessungsgrenze von dann 6240€ (geschätzter Wert +30% in 15 Jahren)

Vermietungseinnahmen = 1300€ im Monat (alle abgezahlt...)

Ergibt: 6240€+1300€= 7540€ x 17,6% = 1327,04€ Beitrag im Monat... hinzu kommt der Zusatztarif.... + 60€?



PKV-Beitrag = 200% von 2017 = 350€ x 2 = 700€ (inkl. Tagegeldversicherung)


Als Rentner (ab 65):

AOK: 2000€ Rente + 1300€ Vermietung = 3300€ x 17,6% = 580€- Zuschuss Rentenversicherung (2000€ x 7,8%) 156€ = 424€

Absenkung der Beiträge in der PKV nicht berücksichtigt wegen hoher Steigungsrisiken.


Fazit: PKV als Rentner ca. 300€ teurer... Vorher zahlt man drauf...

Aber: Was macht die GKV wenn Geld fehlt?

Was kostet der Tarif Bürgerversicherung in der PKV - wenn er denn kommt?
Wenn Ärzte nur noch den gleichen Satz für die gleiche Leistung berechnen dürfen, dann muss die PKV günstiger werden.

Also ist das Thema immer noch unklar...

Czauderna
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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon Czauderna » 25.02.2017, 17:45

Hallo,
so lange niemand verlässlich in die Zukunft blicken kann wird das immer unklar bleiben, von daher kannst du auch würfeln - grins !.
Gruss
Czauderna

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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon LL1215 » 25.02.2017, 18:37

Hallo,

es gibt nur die Wahrscheinlichkeit, daß die Politik im Zweifelsfall eher die GKV stützt.
Das Problem bleibt aber...

Am Besten:

Alle in eine Versicherung
Beiträge auf alle Einkunftsarten
Selbstbeteiligung an den Kosten
Bonus für gesundes Verhalten
Einheitliche Sätze für ärtliche Leistungen
Ggf. Vertragsärzte/angestellte Ärzte um die Kosten zu senken

Transparenz und Kontrolle sind nötig
Alle Leistungen ohne Beitrag raus aus dem System...

Wenn alle in einem Boot sitzen kommt vielleicht auch mal ein Beamter mehr auf gute Ideen...

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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon Czauderna » 25.02.2017, 19:49

Hallo,
ja, wäre eine Möglichkeit, hilft dir aktuell aber nicht weiter.
Gruss
Czauderna

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Re: PKV verlassen oder nicht?

Beitragvon LL1215 » 27.02.2017, 00:24

Hallo,

wie sind eigentlich die Fristen.

Ich kann ja 3 Monate rückwirkend meine PKV kündigen ab ALG 1 Bezug.
Jetzt pausiere ich bei der Continentalen (geht bis 6 Monate kostenlos).
Wenn ich jetzt z.B. nach 5 Monaten als Handelsvertreter wieder selbstständig werde, dann muss ich innerhalb von 2 Wochen bei der AOK kündigen und kann mich wieder bei der Continentalen versichern.
Aber einfach so kündigen kann ich dann die PKV nicht mehr (Arbeitslosigkeit beendet - wieder selbstständig).

Gruß

Frank


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