Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

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Re: Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

Beitragvon Czauderna » 17.10.2020, 13:25

Hallo,
als jemand, der nicht nur 48 Jahre bei der GKV beschäftigt war, sondern auch schon mittlerweile seit über 55 Jahre dort selbst versichert ist, kann ich natürlich nicht vom "kleineren Übel " reden - es ist die bessere Wahl, meine ich.
Gruss
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Re: Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

Beitragvon Neb » 17.10.2020, 15:26

Das hängt von sehr vielen Punkten, insbesondere die Leistungsseite PKV vs. GKV wurde an verschiedenen Stellen hinlängllich diskutiert; Zusatzversicherungen können auch einen Mittelweg darstellen. Vllt. speziell im Hinblick auf die Frage fürs Alter ein paar lose Gedanken:

1. Wieviel Altersrückstellungen hast Du? Ich vermute, die PKV wird es Dir nicht genau sagen, aber Du kannst ja mal über Deine Versicherungsdauer und die gewählten Tarife grob abschätzen, ob es eher über- oder unterdurchschnittlich ist.
2. Wieviel gesetzliche Rente erwartest Du; wird der "AG-Anteil" also auch nach Renteneintritt nennenswert sein oder nicht? Da gesetzliche Höchstrente nur ca. 60% der Jahresarbeitsentgeltgrenze ist (Stand 2019), kann auch bei sehr hoher gesetzlicher Rente der AG-Anteil nur noch max. 60% von vor dem Renteneintritt sein.
3. Ab 60 entfallen die monatlichen Beiträge für R10 und fürs Krankentagegeld.
4. Steuerersparnis evtl. geringer, weil je nach gesamthafter Rentenhöhe nicht mehr Spitzensteuersatz gilt.
5. Sowohl Stiftung Warentest / Finanztest wie auch auf Wikipedia bei den Unterschieden GKV vs. PKV (übrigens wohl auch ein interessanter Artikel in diesem Zusammenhang) wurde eine Beitragssteigerung von 3..4% in der PKV über die letzten 15 Jahre oder so beobachtet. Wenn Du das extrapolierst, kannst Du abschätzen, wo Du landen wirst. Finanztest hat sogar konkrete Beträge, glaube ich, die man "übrig" haben sollte für die PKV während der Rente.

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Re: Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

Beitragvon Guterkoch » 21.10.2020, 10:21

Hallo,
was mich gerade beschäftigt ist nicht nur die Frage wie es mit den PKVs weitergeht, sondern vorallem auch die Frage wohin die Reise der GKV geht.
Denn das Prinzip bei der GKV ist ja das selbe wie beim Rentensystem - die junge Generation finanziert die Rentner.
Und dieses Prinzip wird in ca 5 Jahren beginnen zusammenbrechen - in 10 Jahren wird es schlicht nicht mehr existieren. Man braucht sich dazu nur den demographischen Wandel anschauen. Die Geburtenstarken Jahrgänge (1958 - 1968) gehen alle in Rente, zahlen keine Beiträge mehr und verursachen hohe Kosten. Dazu kommen noch einige Millionen Migranten aus Afrika, Afganistan und dem arabischen Raum die größtenteils auf der Leistungsbezieherseite stehen und nicht auf der Beitragszahlerseite - dies ist bedingt durch deren fehlende berufliche Qualifikation.

Unterm Strich frage ich mich ob es in 10 Jahren einen GKV in der heutigen Form überhaupt noch geben kann. Wenn nein - bleib ich dann nicht besser in der PKV?

Neb
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Re: Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

Beitragvon Neb » 21.10.2020, 10:45

Es ist per Definition unmöglich, diese Diskussion abschließend zu führen; vor Menschen, die die Zukunft kennen, sollte man sich grundsätzlich hüten. Man kann bzw. muss natürlich gewisse Überlegungen anstellen und versuchen, deren Eintrittswahrscheinlichkeiten, die immer deutlich kleiner als 100% sind, abzuschätzen. Gleichzeitig ist immer ein Plan B anzuraten, falls man falsch liegt. Das Denken in verschiedenen Szenarien ist bei Fragen bzgl. Zukunft grundsätzlich hilfreich.

Soviel als allg. Überlegungen; da Deine Überlegungen sehr einseitig gegen die GKV waren, ergänze ich hier welche gegen die PKV (als selbst PKV-Versicherter). Was am Ende das Wahrscheinlichere ist, kann sich dann jeder selbst (für sich) überlegen; zeigen wird es die Zukunft. :)

Also:
- Die demographischen Herausforderungen sind unbestritten, die Zuwanderung ist Gegenstand politischer Diskussionen, die in viele Richtungen gehen können, und die Zuwanderungsfolgen (bezogen auf DE und die Welt) können noch nicht als abschließend geklärt betrachtet werden (wieder: Vorsicht vor denen, die das für sich reklamieren). Wichtig aber ist in diesem Zusammenhang: Prinzip der GKV ist nicht nur die Umlage über Generationen wie in der RV, sondern auch nennenswert von gesund zu krank, und einigermaßen Gesunde wird es hoffentlich immer geben. :)
- Ob es die GKV in der heutigen Form in 10 Jahren noch gibt, ist am Ende nicht relevant. Man sollte sich wohl sogar wünschen, dass es sie in genau der heutigen Form nicht gibt, weil das nämlich hieße, dass sie 10 Jahre lang dem Wandel der Zeit nicht angepasst würde. Das allein wäre ziemlich traurig.
- GKV hat den systemimmanenten Vorteil, dass sie auf Grund ihrer Mitgliederzahlen das Rückgrat der Gesundheitsversorgung ist; dieses kann in DE die Politik nicht sterben lassen, sondern im Zweifel über Steuern quer finanzieren, wie es teilweise bereits geschieht. Wer also nicht 100% sicher ist, dass Deutschland in 10 Jahren in Schutt und Asche liegt, kann aus diesem Argument eine gewisse Hoffnung schöpfen... ;) Und selbst wenn, das letzte Mal lag Deutschland vor 75 Jahren in Schutt und Asche, und die darauf folgenden Jahrzehnte waren nicht die schlechtesten im historischen Vergleich mit den Jahrhunderten davor.
- Mitgliederzahl in der PKV seit Jahren rückläufig.
- Die PKV scheint mir ein strukturelles Problem mit Beiträgen im Alter zu haben, was auch in diesem Forum bisher niemand widerlegen konnte (siehe viewtopic.php?f=4&t=7879).
- Die Kosten in der PKV pro Behandlung sind höher.
- In der GKV bist Du nicht einer einzigen Kasse ausgeliefert.
Zuletzt geändert von Neb am 21.10.2020, 10:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

Beitragvon Czauderna » 21.10.2020, 10:46

Hallo,
Ich sehe bei der Krankenversicherung nicht diese Problematik, die wir in der Rentenversicherung bekommen werden (könnten).
Ich gebe dir recht, so wie es in den vergangenen Jahrzehnten bezüglich der GKV gehändelt wurde, kann es auf Dauer nicht weitergehen.
Die Krankenversicherung auf dem Niveau, welches, auch international betrachtet, sehr hoch angesiedelt ist, kann nach Ansicht sehr vieler Menschen in unserem Land nur durch Einführung einer "Bürgerversicherung" weiterhin Bestand haben. Eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen und in der auch alle versichert sind, auch die Beamten. Die PKV ist dann nur noch für Zusatzversicherungen zuständig für die Leistungen, die (wie auch heute schon) eben nicht im Leistungskatalog der GKV aufgeführt sind. Ich erinnere mich, dass vor einigen Jahren es schon mal sogar seitens der PKVèn angedacht war, die Vollversicherungen dort abzuschaffen, was aber nach sehr kurzer Zeit wieder in die Tonne getreten wurde.
Konkret auf deine Frage - ich denke, dass es die GKV auch noch in 10 Jahren gibt, vielleicht in veränderter Form, aber sie wird es geben und solange in der GKV die Beiträge nach dem Einkommen festgelegt werden und in der PKV nach Alter und Gesundheitszustand, solange ist für mich immer noch die GKV die bessere Wahl.
Gruss
Czauderna

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Re: Wechsel zur GKV über Teilzeit - was ist richtig?

Beitragvon Neb » 21.10.2020, 10:50

Hallo Czauderna,

im Zusammenhang mit der Bürgerversicherung ist es sehr hilfreich, sich das Gesundheitssystem in unserem Nachbarland, der Schweiz, anzusehen. Dort ist es exakt realisiert, wie Du in Deinem Kurzabriss geschildert hast. Einen abschließenden und bewertenden Vergleich kann ich natürlich nicht liefern, aber immerhin die beiden zu vergleichenden Subjekte. :)


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