Wechsel in die PKV unter folgenden Voraussetzungen

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jogis92
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Wechsel in die PKV unter folgenden Voraussetzungen

Beitragvon jogis92 » 14.06.2022, 07:54

Hallo zusammen,

ab dem 01.01.2023 übernehme ich den Posten meiner Chefin als Führungskraft einer Ingenieurs-Abteilung bei der Deutschen Bahn und komme damit über die 64.350€ (ca 75.000€ Jahresgehalt, steigt im Laufe der Jahre durch Erfahrungsstufen auf ca. 90.000€).
Mein Ziel ist es auch noch 1 Stufe weiter aufzusteigen, was dann in eine außertarifliche Stelle münden würde. Im schlechtesten Fall bleibe ich in der aktuellen Position.

Noch ein paar Informationen zu meiner Person:
Ich bin derzeit 29 Jahre alt, in einer Beziehung lebend (Freundin arbeitet auch als Ingenieurin und strebt ebenso die Weiterentwicklung zu einer Führungskraft an) und bis auf ein paar ehemalige Fußballverletzungen und Heuschnupfen bin ich gesund.
Meine Freundin und ich bauen nächstes Jahr ein Haus, Kinder sind aber nicht geplant bisher und wenn dann nur 1, maximal 2. Bei Drillingen hat man natürlich dann Pech :lol:

Jetzt zur Situation, warum ich hier schreibe:
Meine Chefin und ihr Mann sind seit 20 Jahren in der PKV und sie schwärmt in den höchsten Tönen davon. Sie meint sie zahlt von Beginn an weniger als wenn sie in der GKV wäre (auch heute mit 62 Jahren kurz vor der Rente noch) und hat dabei auch noch mehr Leistungen (Komplette Zahnarztleistungen, Chefarztbehandlung, keine Überweisung für Fachärzte usw.) und Rechnungen vorstrecken muss sie auch nicht, da ihre PKV innerhalb einer Woche das Geld zahlt. Sie meint also, dass sie mir einen Wechsel wärmstens empfehlen kann und die ganzen skeptischen und negativen Ansichten nicht versteht.
Da mich das natürlich neugierig macht, habe ich etwas selber recherchiert und auch eine freie Finanzberaterin (welche ich noch aus meinen Studienzeiten kenne, in denen sie mir beratend zur Seite stand) befragt. Bei meiner eigenen Recherche kam nicht viel bei raus, da ist die Quote 50:50 was GKV vs PKV anbelangt. Die Beraterin hat mir auch die PKV empfohlen und meinte, dass das besser sei bis auf ein paar EInschränkungen wie mehr als 2 Kinder oder die Arbeitslosigkeit.

Da ich dem Ganzen, vor allem dem Rat der Beraterin aufgrund von Befangenheit, nicht ganz vertraue und das schon eine tiefschneidende Entscheidung fürs Leben ist, wollte ich hier mal fragen wie ihr dazu steht.
Empfehlt ihr den Wechsel oder sollte ich in der GKV bleiben?

Ich danke euch schon einmal für eure Antworten.

Czauderna
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Re: Wechsel in die PKV unter folgenden Voraussetzungen

Beitragvon Czauderna » 14.06.2022, 08:51

Hallo und willkommen im Forum
als ehemaliger Mitarbeiter einer GKV-Kasse (49 Jahre) rate ich dir natürlich in der GKV zu verbleiben - Nach heutiger Rechtslage kannst du jederzeit von der GKV in die PKV wechseln, nicht aber zurück. Du hast deine Frage im PKV-Brett platziert - da lasse ich den Experten/innen hier erst mal den Vortritt.
Gruss
Czauderna

GS
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Re: Wechsel in die PKV unter folgenden Voraussetzungen

Beitragvon GS » 14.06.2022, 14:40

Hallo jogis92,

ich melde mich später am Tag wieder, möchte hier nur eines vorausschicken: Nach diesem Sachverhalt
Du schreibst:
Ab dem 01.01.2023 übernehme ich den Posten meiner Chefin als Führungskraft einer Ingenieurs-Abteilung bei der Deutschen Bahn und komme damit über die 64.350€ (ca 75.000€ Jahresgehalt, [...].
wirst Du voraussichtlich erst zum 1.1.2024 wechseln können, weil das ganze Jahr 2023 noch Versicherungspflicht in der GKV besteht.

Nur wenn es Dir gelänge, schon vor dem 1.1.2023 die Entgeltgrenze von 64.350 € zu überschreiten (z. B. durch Gehaltserhöhung am 1.11.2022 von 'egal' auf 5.400 €, 12 x 5.400 = 64.800 > 64.350), könnte der 1.1.2023 mit Deinen dann 75.000 € der Wechseltermin sein.

Bis später dann

Gruß
von GS
.

GS
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Re: Wechsel in die PKV unter folgenden Voraussetzungen

Beitragvon GS » 14.06.2022, 22:01

Hallo jogis92,
wie versprochen.
Du schreibst:
Ab dem 01.01.2023 übernehme ich den Posten meiner Chefin als Führungskraft einer Ingenieurs-Abteilung bei der Deutschen Bahn und komme damit über die 64.350€ (ca 75.000€ Jahresgehalt, steigt im Laufe der Jahre durch Erfahrungsstufen auf ca. 90.000€).
Mein Ziel ist es auch noch 1 Stufe weiter aufzusteigen, was dann in eine außertarifliche Stelle münden würde. Im schlechtesten Fall bleibe ich in der aktuellen Position.
Es kann so aufgehen, natürlich aber auch ganz anders kommen – Stichwort „Karriereknick, warum auch immer. Aber das ist noch kein Grund, in der hier zur Diskussion stehenden Frage die Flinte ins Korn zu werfen – also „vorsichtshalber“ in der gesetzlichen Kasse zu bleiben.
Allerdings sollte man nicht nur die die hier zur Diskussion stehende Frage im Auge behalten, es gibt andere Aspekte – dazu später mehr, ggf. in einem weiteren Beitrag, um den Rahmen nicht noch weiter zu sprengen als ohnehin schon. :mrgreen:
Noch ein paar Informationen zu meiner Person:
Ich bin derzeit 29 Jahre alt, in einer Beziehung lebend (Freundin arbeitet auch als Ingenieurin und strebt ebenso die Weiterentwicklung zu einer Führungskraft an) und bis auf ein paar ehemalige Fußballverletzungen und Heuschnupfen bin ich gesund.
Geburtsjahrgang 1992? Dann bei PKV-Beginn 01.2023 (01.2024) Aufnahmealter 31 (32) Jahre, bei dem ein oder anderen Anbieter ggf. 1 Jahr darunter. (Der Unterschied, für sich allein genommen, dürfte aber keine Rolle bei der Wahl eines Anbieters spielen).

Zu den genannten Vorerkrankungen sollte man nichts auf die leichte Schulter nehmen. Merke Dir vorerst das Stichwort „Anonyme Risikovoranfrage“. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Es geht darum, das Risiko für die angefragten Versicherer verbindlich, für Dich aber insoweit unverbindlich abklären zu lassen, als Du bzw. der handelnde Vermittler in dieser Phase noch keine Angaben zu Deiner Person machen muss. Du merkst aber jetzt schon, dass es kein Ding ist, das Du alleine oder über irgendwelche „Portale“ händeln solltest.
Meine Freundin und ich bauen nächstes Jahr ein Haus, Kinder sind aber nicht geplant bisher und wenn dann nur 1, maximal 2. Bei Drillingen hat man natürlich dann Pech
Sowohl beim Hausbau als auch bei der Krankenversicherung würde ich schon mal zwei Kinder einplanen; das Thema „Kinderwunsch“ kann erfahrungsgemäß - meine Erfahrung - von Ende 20 bis Mitte 30 ordentlich Fahrt aufnehmen. Blöd, wenn die Kinder dann im neuen Haus sich auf Jahre hinaus ein Zimmer teilen müssten (ich allerdings hatte mich mit 8 jahren noch gefreut, als mein Bruder und ich nach einem Umzug plötzlich ein eigenes - gemeinsames - Zimmer hatten).
Jetzt zur Situation, warum ich hier schreibe:
Meine Chefin und ihr Mann sind seit 20 Jahren in der PKV und sie schwärmt in den höchsten Tönen davon. Sie meint sie zahlt von Beginn an weniger als wenn sie in der GKV wäre (auch heute mit 62 Jahren kurz vor der Rente noch) und hat dabei auch noch mehr Leistungen (Komplette Zahnarztleistungen, Chefarztbehandlung, keine Überweisung für Fachärzte usw.) und Rechnungen vorstrecken muss sie auch nicht, da ihre PKV innerhalb einer Woche das Geld zahlt.

Ohne es übertreiben zu wollen – schon gar nicht in den höchsten Tönen – aber in der Sache kann ich das Vorstehende unterschreiben. Nebenbei werde ich dieses Jahr 69 Jahre alt (gleicher Jahrgang wie mein Vorschreiber Czauderna, der auch Moderator dieses Forums ist). Worin wir uns freundlich unterscheiden: Er ist in der GKV groß geworden und ich in der PKV. Ich habs zwar nicht auf 49 Jahre gebracht, aber immerhin auf 40.
Sie meint also, dass sie mir einen Wechsel wärmstens empfehlen kann und die ganzen skeptischen und negativen Ansichten nicht versteht.

Die nicht zu leugnende Skepsis und negativen Ansichten beruhen auf einer ganzen Bandbreite von Motiven einerseits und Erfahrungen anderseits. Ohne das hier vertiefen zu wollen und zu können:
Die Motive lassen sich subsumieren unter der „Forderung nach gleicher medizinischer Versorgung für alle, unabhängig vom persönlichen Einkommen und/oder Vermögen“. Kurz gesagt: Weg mit der Zweiklassenmedizin! Die Anhänger dieser Parole, soweit sie damit die deutsche PKV abschaffen wollen, übersehen dabei oder verschweigen es wider besseres Wissen, dass Zweiklassenmedizin auch und gerade dort „floriert“, wo es ein einheitliches, z. B. staatliches Versicherungssystem gibt. Für Fakelaki brauchts keine PKV.
Negative Erfahrungen? Ja, die gibt es natürlich auch. Aber hinter praktisch jeder dieser Erfahrungen stecken ein oder gleich mehrere Fehler, die die betreffenden Leute gemacht haben: Zu den häufigsten gehören, um nur mal drei zu nennen: Falsche Angaben im Aufnahmeantrag, falsche Prioritäten bei der Tarifwahl und last not least Vernachlässigung der Alters- und der Risikovorsorge jenseits des engen Themas Krankenversicherung. Zu den vornehmsten Aufgaben des Vermittlers gehört es, diese und auch andere Fehler beim Wechsel zur PKV auszuschließen – und ja, auch dann, wenn er/sie nach ausführlichem Austausch seinem Kunden vom Wechsel zur PKV abrät.
Da mich das natürlich neugierig macht, habe ich etwas selber recherchiert und auch eine freie Finanzberaterin (welche ich noch aus meinen Studienzeiten kenne, in denen sie mir beratend zur Seite stand) befragt. Bei meiner eigenen Recherche kam nicht viel bei raus, da ist die Quote 50:50 was GKV vs PKV anbelangt. Die Beraterin hat mir auch die PKV empfohlen und meinte, dass das besser sei bis auf ein paar Einschränkungen wie mehr als 2 Kinder oder die Arbeitslosigkeit.
Arbeitslosigkeit ist nicht das große Problem: PKV-Versicherte werden als ALG-1-Empfänger grundsätzlich versicherungspflichtig in der GKV und sind dann so gestellt wie wenn sie nie gewechselt hätten. Ausnahme: Sie sind schon 55 Jahre oder älter – dann kommt es nicht zur Versicherungspflicht in der GKV. Auch dann kommt man zurecht, es sei denn, es gibt noch einen einkommenslosen, nicht selbst versicherten Ehegatten. Heutzutage wohl die ganz große Ausnahme.
Da ich dem Ganzen, vor allem dem Rat der Beraterin aufgrund von Befangenheit, nicht ganz vertraue und das schon eine tiefschneidende Entscheidung fürs Leben ist, wollte ich hier mal fragen wie ihr dazu steht.

Wer ist hierbei nicht 'befangen'? Wenn überhaupt, fällt mir nur eine einzige Spezies ein: Der Versicherungsberater nach § 34d Abs. 2 Gewerbeordnung. Der berät nach festem, vorher bekanntem Honorar, das auch dann fällig ist, wenn es nicht zum Wechsel in die PKV kommen sollte. Eine bestimmte PKV (wohl auch GKV?) darf und wird er nicht empfehlen und aus dieser Richtung auch keine Vergütung oder sonstige Annehmlichkeiten entgegennehmen.
Und nein, ich bin oder war kein solcher, bin insoweit also auch nicht befangen. :wink:

Empfehlt ihr den Wechsel oder sollte ich in der GKV bleiben?
Ja, den Wechsel zumindest ausloten, aber mit Augenmaß (siehe oben „Fehler“). Und die Situation der Partnerin immer mitbedenken.

Doch noch ein Schwenk zurück zu meinem ersten, kurzen Beitrag in Sachen "Entgeltgrenze 2022, 64.350 €":
Vllt. ergibt sich ja noch im laufenden Jahr ein Anlass, die aktuelle Tätigkeit offiziell um einen kleinen Verantwortungsbereich zu erweitern, natürlich nicht ohne eine angemessene Zulage. Wenn Dir ein solcher Bereich momentan nicht einfallen sollte - möglicherweise hat Deine PKV-affine Chefin eine Idee?
Ich danke euch schon einmal für eure Antworten.
Gern geschehen.

Ein glückliches Händchen, auch beim Hausbau,
wünscht GS


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