GKV oder PKV?

Erfahrungsberichte, Beitragserhöhungen, Versicherungspflicht, gesetzlich oder privat, usw.

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MedBas
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GKV oder PKV?

Beitragvon MedBas » 06.07.2022, 23:45

Hallo miteinander,

Ich bräuchte etwas Unterstützung bei der Frage, ob ich mich gesetzlich oder privat versichern soll, weil ich mit der Frage ehrlich gesagt etwas überfordert bin.

Erstmal zu meiner Situation: Ich bin derzeit 26 Jahre alt, hab gerade mein Studium abgeschlossen und fange im September zu arbeiten an. Während des Studiums war ich über meine Eltern (Beamte) privat versichert, mit 25 musste ich mich selbst versichern und habe, um ohne Gesundheitsprüfung mehr Optionen zu haben, mich direkt im Ärzte Best 100 Tarif versichert.

Nun stellt sich mir die Frage, ob ich in der privaten Krankenversicherung bleiben soll, wenn ich zu arbeiten anfange, oder ob ich in die gesetzliche Versicherung wechsle. Für die PKV würden in meinen Augen die besseren Leistungen sprechen, wobei ich da vor der Beitragsentwicklung im Alter Angst habe, dazu gibts ja reichlich Gruselgeschichten. Wie ist dazu eure Meinung? Die gesetzliche Krankenversicherung wäre dazu wohl sicherer, wobei die Ärzteversorgung wohl im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung keinen Arbeitgeberanteil zahlt und man alles selbst bezahlen müsste. Dadurch wieder höhere Beiträge bei der GKV?

Und noch eine Frage fällt mir gerade ein: Was ist, wenn ich direkt zum Berufseinstieg über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liege, kann ich dann überhaupt noch in die GKV wechseln?

Welche Option würdet ihr da wählen? Wäre über Input sehr dankbar.

Liebe Grüße

MedBas

GS
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Re: GKV oder PKV?

Beitragvon GS » 07.07.2022, 08:34

Hallo MedBas,

herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums.

Zum Einstieg zu dieser Frage
MedBas schreibt:
Und noch eine Frage fällt mir gerade ein: Was ist, wenn ich direkt zum Berufseinstieg über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liege, kann ich dann überhaupt noch in die GKV wechseln?
Ja, bisher in der PKV versicherte, angestellte Berufsanfänger mit Anfangsbezügen oberhalb der Entgeltgrenze haben ein auf drei Monate ab Beschäftigungsbeginn befristetes Beitrittsrecht zur GKV.
(Zur Abrundung: Bei Anfangsbezügen bis zur Entgeltgrenze entsteht Versicherungspflicht in der GKV, ohne das Recht auf Befreiung von dieser Versicherungspflicht.)

Zu Deiner Hauptfrage: Ohne Näheres über Deine beruflichen und außerberuflichen (z. B. familiären) Pläne erfahren zu haben, solte man sich mit Ratschlägen "GKV oder PKV" eher zurückhalten. Andererseits: Die Voraussetzungen "pro PKV" sind selten besser als mit Deiner Vorgeschichte:
- erst Mitte 20
- sichere berufliche Perspektive
- PKV-Vertrag bereits sicher*.

Damit stehts 3:0 pro PKV. Zugegeben: Dein Spiel befindet sich noch in der ersten Halbzeit (siehe oben "Ohne Näheres ...").

Gruß
von GS

* Auch wenn Du bezügebedingt in der GKV starten musst, kannst Du Deinen bestehenden PKV-Schutz (den Tarif habe ich mir jetzt nicht im Einzelnen angeschaut) gegen kleinen Beitrag (Stichwort "Anwartschaft" konservieren und nach dem Ende der Versicherungspflicht in der GKV ohne neue Risikoprüfung wieder aufleben lassen - gilt auch für "Pflege".)

MedBas
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Re: GKV oder PKV?

Beitragvon MedBas » 07.07.2022, 11:19

Hallo GS,

Danke für deine Antwort. Meine beruflichen Pläne sehen momentan so aus, dass es in die internistische oder hausärztliche Niederlassung gehen soll. Zu familiären Plänen fehlt mir derzeit das Gegenstück, um diese umzusetzen, prinzipiell ist aber eine Familie schon angedacht und gewollt.
Bezüglich Entgeltgrenze kanns gut sein, dass ich da mit Diensten und Überstunden von Anfang an drüber liege, deswegen meine Frage, ob ich dann überhaupt noch in die GKV kann. Es kann höchstens sein, dass ich während der Assistenzarztzeit in der Praxis kurz nochmal für zwei Jahre drunter rutsche. (Wobei meine Schwester es geschafft hat, privat versichert zu bleiben, obwohl sie im ersten Berufsjahr unter der Grenze lag. Da müsste ich sie allerdings nochmal fragen, wie das von statten ging.)

Was mir bei der PKV nur „Angst“ macht, sind die Beiträge im Alter. Dazu gibts so viele böse Geschichten. Wobei ich mir da auch wieder denke, wenn ich die Beitragsersparnis mein Leben lang in einen ETF packe, hab ich zum Rentenalter wahrscheinlich genug auf der Seite, dass ich 120 werden könnte und meine Beiträge nur daraus zahle. Und vielleicht wird dann eh durch die Bürgerversicherung alles umgekegelt, wobei ich da nicht drauf pokern möchte. Aber das mulmige Gefühl bleibt einfach, da so viele Horrorgeschichten von horrenden PKV-Beiträgen im Alter durchs Netz geistern.

Gruß

MedBas

GS
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Re: GKV oder PKV?

Beitragvon GS » 07.07.2022, 16:58

MedBas schreibt:
Meine beruflichen Pläne sehen momentan so aus, dass es in die internistische oder hausärztliche Niederlassung gehen soll.
Also mittel- bis längerfristig in die ärztliche Selbstständigkeit. U.a. kein Arbeitgeberzuschuss zu KV/PV, Ärzteversorgung statt gesetzliche Rente usw.
Zu familiären Plänen fehlt mir derzeit das Gegenstück, um diese umzusetzen, prinzipiell ist aber eine Familie schon angedacht und gewollt.
Ein oder zwei Kinder sind nicht das (Beitrags-)Problem, nur wenn eines der (verh.) Elternteile für eine längere Zeit aus Erziehungsgründen ganz aus dem Beruf ausscheidet, ist das ein Argument pro GKV. Aber welches Paar entscheidet sich heute noch bewusst für diesen Weg?
Bezüglich Entgeltgrenze kanns gut sein, dass ich da mit Diensten und Überstunden von Anfang an drüber liege, deswegen meine Frage, ob ich dann überhaupt noch in die GKV kann.
Ob z. B. Überstunden von Anfang an zum hierbei anrechenbaren Arbeitsentgelt zählen, erscheint mir nicht sicher. Im Zweifelsfall hat hier der Arbeitgeber (Klinik?) einen Ermessensspielraum; dem wiederum sitzt die Rentenversicherung als unregelmäßige Betriebsprüferin im Genick.
Es kann höchstens sein, dass ich während der Assistenzarztzeit in der Praxis kurz nochmal für zwei Jahre drunter rutsche. (Wobei meine Schwester es geschafft hat, privat versichert zu bleiben, obwohl sie im ersten Berufsjahr unter der Grenze lag. Da müsste ich sie allerdings nochmal fragen, wie das von statten ging.)
Letzteres wäre natürlich interessant zu erfahren. Sollte es bei Dir zur (vorübergehenden) Versicherungspflicht kommen, stellst Du Deinen PKV-Schutz gegen kleinen Beitrag ruhend – kein Problem
Was mir bei der PKV nur „Angst“ macht, sind die Beiträge im Alter. Dazu gibts so viele böse Geschichten.
Ja, die gibt es, das Internet ist voll davon. Was dabei aber regelmäßig „vergessen“ wird, sind die Fehler, die die betreffenden Herrschaften in dem Zusammenhang begangen oder zugelassen haben. Ich nenne hier nur vier davon, jeweils einer davon kann schon reichen, bisweilen kommen aber mehrere zusammen:
1) zu spät gewechselt bzw. später einmal oder sogar mehrfach den Anbieter gewechselt
2) zu einem dieser Wechsel bei der Beantwortung der Gesundheitsfragen die nötige Sorgfalt unterlassen zu haben
3) bei der Absicherung des Arbeitseinkommens falsch beraten worden zu sein
4) die finanzielle Vorsorge jenseits des engen Teilaspektes „Kranken“ vernachlässigt zu haben.
Wobei ich mir da auch wieder denke, wenn ich die Beitragsersparnis mein Leben lang in einen ETF packe, hab ich zum Rentenalter wahrscheinlich genug auf der Seite, dass ich 120 werden könnte und meine Beiträge nur daraus zahle.
Damit hättest Du zumindest die vorgenannten Fehler 1, 2 und (mit halbwegs konsequenter Befolgung Deiner Idee im vorstehenden Absatz) auch 4 im Griff.
Und vielleicht wird dann eh durch die Bürgerversicherung alles umgekegelt, wobei ich da nicht drauf pokern möchte.
Diese Pokerrunde läuft in meiner Erinnerung schon mindestens 35 Jahre, mit wechselnder Besetzung. Vor jeder Bundestagswahl steigt die Anzahl der Mitspieler unvermeidlich an. Aber auch ein gutes Blatt auf der Hand? Das steht auf einem anderen Blatt. :mrgreen:
Im Ernst: Die Beseitigung der „Zweiklassenmedizin“ durch simple Abschaffung oder Austrocknung der PKV ist ein vorgeschobenes Argument. Zwei- oder Dreiklassenmedizin funktioniert auch und gerade in Ländern mit einem einheitlichen, z.B. steuerfinanzierten Versicherungssystem. Für Fakelaki brauchts keine PKV.
Aber das mulmige Gefühl bleibt einfach, da so viele Horrorgeschichten von horrenden PKV-Beiträgen im Alter durchs Netz geistern.
Das ist völlig verständlich und soll hier auch nicht geleugnet werden. Aber ein Vorschlag in diesem Zusammenhang: Solltest Du eine/n einschlägig Betroffene/n persönlich oder über Dritte kennen, erkundige Dich doch mal, in welchen Pfeffer sich der Hase in diesem Fall gelegt hat.

In jedem Fall gilt: Nichts übers Knie brechen.

Gruß
von GS

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Re: GKV oder PKV?

Beitragvon MedBas » 07.07.2022, 18:16

Danke für deine Antwort.
Also mittel- bis längerfristig in die ärztliche Selbstständigkeit. U.a. kein Arbeitgeberzuschuss zu KV/PV, Ärzteversorgung statt gesetzliche Rente usw.

Jup
Letzteres wäre natürlich interessant zu erfahren. Sollte es bei Dir zur (vorübergehenden) Versicherungspflicht kommen, stellst Du Deinen PKV-Schutz gegen kleinen Beitrag ruhend – kein Problem

Hab heute mit ihr telefoniert. Sie hat damals ein Schreiben von einem Vorgesetzten bekommen, dass sie voraussichtlich und erfahrungsgemäß mit Diensten und Co. über der Grenze liegen wird. Das hat dann gereicht, dass sie in der privaten Krankenversicherung bleiben konnte und nicht wechseln musste. Mal schauen, ob das bei mir auch möglich ist…


Hatte heute auch schon ein kurzes Gespräch mit einer Finanzberatung, die spezialisiert auf Heilberufe ist. Die haben sich aber nicht wirklich ausgekannt, so dass ich mich recht schnell wieder verabschiedet habe. Das ist auch so etwas, dass mich in diesem Gebiet unglaublich frustriert - Berater gibts viele, aber genau so viele sind inkompetent oder haben Interessenskonflikte und wollen einem was andrehen… :?

Gruß

MedBas

GS
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Re: GKV oder PKV?

Beitragvon GS » 07.07.2022, 20:43

MedBas schreibt:
Hab heute mit ihr telefoniert. Sie hat damals ein Schreiben von einem Vorgesetzten bekommen, dass sie voraussichtlich und erfahrungsgemäß mit Diensten und Co. über der Grenze liegen wird. Das hat dann gereicht, dass sie in der privaten Krankenversicherung bleiben konnte und nicht wechseln musste. Mal schauen, ob das bei mir auch möglich ist…
Das kam vermutlich nach Abstimmung mit der Personalabteilung oder auch direkt von einem Personalen. Man hat da den Ermessensspielraum des Arbeitgebers hinsichtlich der Bezüge-Kritereien "anrechenbar" und "in den kommenden 12 Monaten mit hinreichender Sicherheit entstehend" m.E. in zulässiger Weise ausgeschöpft. Offenbar hat sich das in Folge ja auch so eingestellt, wenn sie immer noch oberhalb der Entgeltgrenze liegt.
Ist es bei Dir ein anderer Arbeitgeber oder womöglich sogar derselbe?
Hatte heute auch schon ein kurzes Gespräch mit einer Finanzberatung, die spezialisiert auf Heilberufe ist. Die haben sich aber nicht wirklich ausgekannt, so dass ich mich recht schnell wieder verabschiedet habe. Das ist auch so etwas, dass mich in diesem Gebiet unglaublich frustriert - Berater gibts viele, aber genau so viele sind inkompetent oder haben Interessenskonflikte und wollen einem was andrehen… :?
Irgendwo müssen die weiter oben genannten Szenarien 1) bis 4) und weitere ja herkommen. Wohl keine schlechte Idee, dort nicht allzu viel Zeit zu verplempern. :wink:

Gruß
von GS


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