Wechselmotivation GKV zu PKV

Erfahrungsberichte, Beitragserhöhungen, Versicherungspflicht, gesetzlich oder privat, usw.

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Mathaeus2024
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Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon Mathaeus2024 » 13.02.2024, 20:52

Hallo zusammen!

bei mir steht aktuell, wie bei so vielen hier, die Grundsatzentscheidung zw. GKV und PKV aus. Selbstverständlich habe ich mich über diverse Vor- und Nachteile erkundigt und beraten lassen, es bleibt jedoch ein wenig Zweifel, ob die PKV auf lange Sicht das Richtige (für mich) ist.

Zu mir:
- Mitte dreißig, verheiratet, keine Kinder (auch keine in Planung, perspektivisch max. eines)
- Einkommen knapp über 100k brutto p.a., angestellt
- GKV freiwillig versichert
- Einstufung vermutlich ohne Vorerkrankung
- aktuell private Zusatzversicherungen wie Zahnzusatz vorhanden

Stand heute würde ich mit einem ordentlichen Tarif der PKV (gute bis sehr gute Leistungen bei einem der großen Versicherer) ca. 200-250 pm "sparen" (ca. 800-850 zu knapp über 1.000 € bei der GKV) und diese auch bei Seite legen. Wichtig sind mir vor allem ein überdurchschnittlicher Leistungskatalog und kalkulierbare Beiträge (v.a. im Alter). Nicht ganz transparent sind für mich die "besonderen Leistungen" der PKV im vgl. zur GKV, da der "exakte" Leistungskatalog im Vergleich ja nicht unbedingt ersichtlich ist für den Otto-Normalverbraucher. Sind die Leistungen wirklich so viel mehr, besser und schneller verfügbar?

Grundsätzlich bin ich vom PKV-Angebot überzeugt, es bleiben jedoch die Bedenken in Puncto Alter/Beiträge und der Tatsache, die Gesundheitsfrage einschl. der Beitragshöhe de facto an ein einziges Unternehmen anzuvertrauen, ohne große Wechselmöglichkeiten - zumind. im Alter.

Außerdem interessiert mich die Einschätzung, inwieweit die GKV mit Hinblick auf die wirtschaftlichen Entwicklungen einen Vor- oder Nachteil gegenüber der PKV besitzt (Stichwort alternde Gesellschaft, Leistungskürzungen usw.).

Meinungen, Erfahrungen, Widersprüche - alles herzlich willkommen! :)

Danke euch
MAT

Saxum
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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon Saxum » 14.02.2024, 08:45

Laie hier, aber von den Eckdaten bist du meines Erachtens nach natürlich spontan der "ideale PKV Kandidat". Den Punkt mit Kindern und Ehestatus würde ich grundsätzlich immer ausklammern bzw. wenn man irgendwas prognostizieren möchte immer "bejahen". Denn es ist immer besser "mehr" zu kalkulieren als zu wenig. Also auch gleich am besten damit mitrechnen, dass man für Frau und Kind(er) mitzahlt.

Wenn du den exakten Leistungskatalog anschauen willst, dann kannst du für einen ersten groben Überblick die EBM mit der GOÄ vergleichen. Es gibt sogar ein grobes Gutachten des BMG (LINK). Jedoch obacht, hierzu gehören ja noch weitere Regelungen wie eben SGB V Vorschriften versus Muster- und Tarifbedingungen der PKVen. Das lässt sich nicht so pauschal abhandeln, jedoch wenn du in den Weiten es Netzes suchst, wirst du sicher auf die ein oder andere Seite stolpern die Überblicksweise die Leistungen zwischen der GKV und der PKV vergleichen.

Jedoch ist es in der Regel tatsächlich so, dass eben wegen der Budgetierung und Limitierung der Kassensitze und Berechnung der Fallgrößen der GKVen es insbesondere bei Fachspezifischen Themen zu Engpässen kommen kann. Beliebtes Beispiel ist das "leere Budget" des Arztes, das dann dazu führt, dass der Arzt die nächsten Termine in das nächste Budget-Quartal verschieben muss, ist das dann auch schon voll, dann in das übernächste Budget-Quartal. Anderes Beispiel ist, dass man "mehr" Medikamente verschreiben oder Heil- und Hilfsmittel verordnen kann ohne hierbei gegebenenfalls Regress durch die Krankenkasse zu fürchten, weil man "überdurchschnittlich" arbeitet.

Jedoch "ob" der Patient diese von seiner privaten Versicherung erstattet bekommt, ficht den Arzt nicht an - daher sollte der Patient hier insbesondere gute Kenntnisse über die Tarifbedingungen seines Vertrages bzw. eben die Leistungen seiner PKV haben und auch grundsätzlich darauf schauen dass hier die Leistungen dem Grunde nach soweit als Laie erkennbar medizinisch notwendig sind (also keine Quatsch-Untersuchungen a'la ich habe Augenschmerzen, die rechte Pobacke wird ohne erklärbaren Zusammenhang Unterschall-Untersucht).

Die medizinische Versorgung aber ist grundsätzlich die gleiche, die Ärzte halten ja keinen "Spezialschrank" mit Spezialwerkzeugen nur für Privatpatienten vor. Es kann aber je nach Arzt natürlich vorkommen, dass es hie und da einige gibt die sich dolle freuen und mehr untersuchen als überhaupt "medizinisch notwendig" wäre - das ist aber nicht pauschal auf alle Ärzt*innen anzuwenden und gerät man eine*n solche*n ist man gut beraten zu wechseln. Wer weiß was er sonst noch alles abrechnen wollte und der Verlust eines Patienten ist dann sein Nachteil.

Daher würde ich sagen gff. Ja zu "mehr" und "schneller", jedoch den Punkt "besser" würde ich relativ sehen.

Wann und Wie die Beiträge erhöht werden richtet sich ja nach § 203 VVG und ja nicht etwa nach Willkür des Versicherers und hat den Sinn sowie Zweck die Beiträge an die Entwicklung anzupassen. Im Alter sind externe Versichererwechsel natürlich eher nicht so empfehlenswert, weil dann der Teil der Altersrückstellungen welcher den Basistarif übersteigt dann nicht mitgenommen werden kann. Jedoch besteht weiterhin ununterbrochen die Möglichkeit des internen Tarifwechsels nach §204 VVG, durch den man bestenfalls in einen neuen und dadurch ggf. "günstigeren" Tarif wechseln kann

Beim Eintritt in den Ruhestand werden ja nicht nur die eigenen Altersrückstellungen des Versicherers aktiv, sondern auch die gesetzlich vorgegebenen zusätzlichen Altersrückstellungen wobei zeitgleich der gesetzliche 10%-Zuschlag im Beitrag wegfällt. Darüber hinaus, sofern ein Anspruch auf die gesetzliche Rente besteht, erhält man von der Deutschen Rentenversicherung auch einen Zuschuss zur privaten Krankenversicherung (gilt übriges auch für freiwillig Versicherte).

Zugunsten der GKVen sofern man eine gesetzliche Rente bezieht und entsprechend lange (9/10 Regelung) gesetzlich (pflicht- oder freiwillig) versichert war kann man in die KVdR aufgenommen werden. Jedoch auch im gleichen Zuge zu Ungunsten der GKV, hat man beides nicht und bleibt im Ruhestand freiwillig versichert, fällt auf die "gesamte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" der volle Beitragssatz an.

Bei den gesetzlichen sind im übrigen auch "Beitragsexplosionen" zu befürchten, wenn man sieht wie eng auf Kante diese genäht sind. Da sehe ich auch schon, dass etwa die gesetzlich normierten starren 14,6 % Beitrag oder die "komplett beitragsfreie Familienversicherung" sich nicht auf Dauer halten werden können bzw. noch mehr zugeschossen werden muss. Die Befürchtung vor Beitragsexplosionen, unabhängig ob diese tatsächlich eintreten oder nicht, hast du hie wie da bei beiden. Das ist daher kein "objektives Entscheidungskriterium".

Zudem musst du beim reinen Beitrags-Vergleich bei den bekannten Vergleichsportalen entweder die private Pflegepflichtversicherung herausaddieren aus dem PKV-Beitrag oder die gesetzliche Pflegepflichtversicherung (siehe Schaubild der DRV, mWn derzeit max. 119,03 € / Monat ohne Kinder) hinzuaddieren zum GKV-Beitrag.

Die Leistungen in der private oder die gesetzlichen Pflegepflichtversicherung sind im übrigen die gleichen, jedoch berücksichtigen die Vergleichsportale das tatsächlich unterschiedlich - dass es bei den gesetzlichen nicht hinzuaddiert wird aber bei den privaten schon "mit drin" im Beitrag ist.

Sollte man sich für die private entscheiden, dann sollte man sich zumindest darauf hinarbeiten, dass die enthaltenden Leistungen zumindest die gleichen sind wie bei der gesetzlichen und bestenfalls natürlich darüber hinausgehen (z.B. offener Hilfsmittelkatalog, keine Beschränkungen, AHB, Rehas, Kuren, Hospiz, Palliativ, etc.) - bei den neueren Verträgen "sollte" das normalerweise bestenfalls so sein. Hier kann ein qualifizierter Fachmensch, der auch weiß was er tut, gegebenenfalls gut weiterhelfen.

Falls du mit Selbstbehalten/Selbstbeteiligung zur Beitragsoptimierung rechnest, denk dran, dass im fortgeschrittenen Alter dann Arztbesuche häufiger werden können und dann ein Wechsel in einen besseren Selbstbehalt eher nicht so wahrscheinlich ist. Der fairen Berechnung sollte man daher den jährlichen Selbstbehalt immer zwölften und dann auf seinen monatlichen Beitrag "hinzuaddieren", um den reellen Vergleichswert zu haben weil ja bei häufigeren Arztbesuchen oder Behandlungen dann der Selbstbehalt ohnehin immer ausgereizt werden muss. Der Aspekt mit dem Selbstbehalt ist auch mit einem ggf. verminderten Einkommen im Ruhestand, sofern keine Rücklagen bestehen, betrachten.

Das sind etwa bei einem Selbstbehalt von 3.000 € im Jahr dann 250 € "zusätzlich" zum monatlichen Beitrag. Es gibt einige Versicherer die bieten durchaus an den Selbstbehalt zu bestimmten definierten Zeitpunkten oder Anlässen einmalig oder regelmäßig ohne zusätzliche Prüfung zu ändern, das sind aber nicht alle und kalkulatorisch ist es trotzdem mit einbeziehen.

Egal ob man sich für einen Selbstbehalt entscheidet oder nicht, gerade seiner eigenen Gesundheit zuliebe sollte man NICHT dem Selbstbehalt oder einer etwaigen (nicht garantierten) BRE wegen darauf verzichten zum Arzt oder zur Vorsorge zu gehen. Bitte!

Sollte wider erwarten doch die Beiträge "explodieren" oder man selbst diese generell nicht mehr zahlen können und ein interner Tarifwechsel und/oder das streichen/ruhendstellen von "besonderen Wahlleistungen" auch nichts bringt, bleibt ja immer noch als "letzten Ausweg" der Basistarif. Auf diesen werden ja auch die Altersrückstellungen angerechnet und verfügt in der Beitragshöhe über eine gesetzliche Deckelung. Dieser bietet dem Grund nach gleiche Leistungen wie die GKV, einschließlich Krankengeld.

Zu den restlichen Stichworten kurz:

alternde Gesellschaft: betrifft beide gleichermaßen, die gesetzlichen haben u.a. Bundeszuschuss dazu, die privaten die Altersrückstellungen
Leistungskürzungen: bei den gesetzlichen auch gerne im Sinne der indirekten Beitragsersparnis angewendet, bei den privaten vertraglich fix

Im Extremfall muss man bei der medizinischen Notwendigkeit mit den gesetzlichen Vorab diskutieren mit den privaten nachrangig - außer man hat die Möglichkeit nach § 192 Abs. 8 VVG gezogen. Wobei bei den gesetzlichen ja nochmals zusätzlich, aufgrund des Aufbaus, das Wirtschaftsgebot strikter ausgelegt ist. Dort sind alle Leistungen "zweckmäßig", "wirtschaftlich" und "dürfen das Maß des Notwendigen" nicht überschreiten. Bei den Privaten hingegen wenn die (vertraglich vereinbarten) Leistungen "das medizinisch notwendige Maß" überschreiten, dann kann der Versicherer seine Leistungen auf einen "angemessenen Betrag" herabsetzen.

Letztendlich eine Glaskugel hat niemand von uns und eine 100%ige Sicherheit für, egal welche Entscheidung du triffst, wird niemand geben können. Grundsätzlich ist es immer vernünftig, egal ob man sich privat oder gesetzlich versichert eine etwaige Ersparnis oder generell Geld in die Hand zu nehmen und dieses für spätere Zeiten anzulegen / zurückzulegen / Papierflieger basteln.

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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon RolandPKV » 14.02.2024, 10:38

Ich würde mich auch nicht auf die großen Versicherer beschränken, Größe ist hier kein wichtiges Kriterium. Es gibt einige kleinere Anbieter, die die leistungsstärksten Tarife im Angebot haben.

Und das Thema "Sparen" kannst Du auch abhaken. Die genannten 200 bis 250 Euro Ersparnis teilst Du mit dem Arbeitgeber. Außerdem kannst Du als PKV-Versicherter meinst nur ca. 80% der Beiträge bei der Steuer geltend machen, Du bezahlst also mehr Steuern.

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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon RolandPKV » 14.02.2024, 11:27

"Die medizinische Versorgung aber ist grundsätzlich die gleiche" - jein. Natürlich ist die Behandlung in den meisten Fällen gleich bzw. sehr ähnlich. Aber der für mich wichtige Punkt bei der PKV ist, dass der Arzt die Behandlung ausschließlich unter medizinischen Aspekten plant und durchführt, er konzentriert sich also auf seine Kernkompetenz. Er muss keinen Gedanken an Budgets verschwenden oder prüfen, ob die aus seiner Sicht beste Therapie überhaupt zum Leistungskatalog der GKV gehört. Oder welche Medikamente er überhaupt verordnen darf. Auch werden neue Therapien von den der PKV meist sehr zeitnah erstattet, bei der GKV kann es viele Jahre dauern, bis sie dem Leistungskatalog hinzugefügt werden.

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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon Racer76 » 14.02.2024, 21:29

Hallo erstmal hier :)

Ich bin kein Versicherungsexperte, kann aber aus meinem 13-jährigen PKV Praxisleben erzählen. Bin mit Mitte 30 "eingestiegen" in einem mittleren Tarif. Ein Kind mitversichert. Meine Erfahrungen sind durchweg positiv. Beim Haus- und Kinderarzt merke ich keine großen Unterschiede zur GKV, maximal hinsichtlich Budgetierung. Aber beim Facharzt geht die Schere deutlich auseinander (kann das gut sehen, wenn ich das mit meiner Frau vergleiche, die in der GKV ist). Entweder bekommt man als Neupatient in der GKV gar keine Termine, Termine in x Wochen oder Monaten, muss selbst zahlen oder bekommt Termine bei Ärzten mit nicht so tollen Bewertungen auf diversen Portalen.

Ja, die Ärzte nutzen für alle Patienten dieselben Geräte (es sei denn diese werden als IGEL verkauft). Gehe ich aber zur Privatpraxis, lässt sich der Arzt auch mal 10-15 Minuten für eine detaillierte Diagnose Zeit und hetzt nicht im 2-Minuten-Takt durch. Und verschreibt Therapien und Medikamente wie dies sinnvoll ist und nicht nach Budget.

Ich habe mich gewollt für einen mittleren Tarif entschieden (mit SB). Aber nicht, um möglichst viel Geld zu sparen. Aus meiner Erfahrung schauen die Leute viel mehr auf Rechnungen und hinterfragen Diagnosen, wenn ein Teil aus der eigenen Tasche bezahlt wird. Im "Vollkaskomodus" wird gerne und schnell alles abgenickt was auf dem Tisch landet. Daher denke ich, dass da das "Preis-Leistungs-Verhältnis" einfach besser ist.

Nun zum Thema Geld. Da denke ich, dass man einfach perspektivisch schauen muss. Aufgrund meines Einkommens und meiner Betriebsrente lande ich Stand heute in der Rente beim Maximalbeitrag. Rechne ich die Ersparnisse zur GKV hinzu, die ich separat weggespart habe, fahre ich in der PKV mit Sicherheit deutlich besser. Die Rechnung sieht beim selbstständigen Minimaleinkommen natürlich völlig anders aus. Sprich: der Vergleich ist sehr einzelfallabhängig. Auf dem Weg in die Rente kann sich auch noch einiges ändern. Es wurde ja schon diskutiert, die BBG auf die PVG anzuheben. Das wird für höhere Einkommen schnell mal viel teurer.

Ein Ausblick in die Zukunft ist immer schwierig. Klar ist, dass sich das umlagefinanzierte GKV-System weiter verschlechtern wird (Thema demografischer Wandel). Ich persönlich denke, dass man entweder die Beiträge immer weiter anheben wird, immer mehr Leistungen kürzen muss, immer mehr Steuern zubuttern muss oder irgendeine eine Kombination aus allem sehen wird. Da sehe ich einen Pluspunkt für die PKV. Aber vielleicht sieht man bald auch eine Bürgerversicherung o.ä.?

GS
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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon GS » 14.02.2024, 22:15

Hallo zusammen,

das, was @RolandPKV und @Racer76 schreiben, kann ich im Großen und Ganzen bestätigen.

Mit Mitte 30er eingestiegen, schon mit dem Junior mit Beitragsgepäck. Auch sonst passt die familiäre Komponente i.V.z. @Racer76 soweit:
Vh, Frau gesetzlich versichert, Sohn bis zum Ende des Studiums in der PKV mitversichert (der hätte sich ab Studienbeginn auch in die GKV verabschieden können). inzwischen ist er aus dem Rennen und selbst versichert (GKV +ZV).

Mit ihren Ärzten und den Terminen dort hat meine Frau ja noch Glück, zumindest mit ihrer Hausärztin. Die Kehrseite: Der Quartalsstress mit Rezepten, Heilbehandlerverordnungen usw. usf. Das und auch die langen Wartezeiten bei Facharztterminen - zu denen, wo man hin will und nicht hin soll - kenne ich so nicht. Und auch nicht, dass der Apotheker wegen meiner Rezepte ein Lieferproblem über den nächsten halben Tag hinaus hat.

OK, einen gravierenden Unterschied gibts zwischen dem @Racer76 und mir, der aber eher für ihn spricht: Er hat erst 13 Jahre PKV auf dem Buckel, und ich 36. Davon erst zwei, in denen ich meiner PKV für mich selbst Arzt- und ähnliche Rechnungen einreichen musste - für 2018 und für 2022.

Gruß
von GS

Mathaeus2024
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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon Mathaeus2024 » 17.02.2024, 15:35

Hallo zusammen,

danke für eure schnellen & vor allem sehr ausführlichen Antworten, das hilft enorm weiter. Mir geht es weniger um das "sparen", sondern darum, dass es eben im Alter noch in Summe gut zu stemmen ist.

So, wie ich das sehe

Ersparnis > "Wette" auf die Zukunft; in der GKV wird es vermutlich identische Steigerungen geben, tlw. getarnt unter dem Deckmantel der Leistungsreduktionen (bzw. Selbstzahlung). Gibt es valide Statistiken dazu, was Rentner aktuell zahlen, die bspw. 70, 80, oder gar 90 sind? In der öff. Diskussion geht ja gerne mal die Betrachtung des Durchschnitts unter, und nur die Extremen finden Berücksichtigung.

Leistung > schneller, besser/umfangreicher, insb. bei Fachärtzen; vermutlich auch neuere Therapieansätze usw.

Privater Vertrag mit einer Versicherungsgesellschaft > ein Wechsel (ohne Verlust der Rückstellungen und mit Gesundheitsprüfung) wird vermutlich schwer und birgt möglicherweise auch ein Risiko. Man ist mehr oder minder auf ein Unternehmen angewiesen. Was, wenn mal ein großer Versicherer in Schieflage gerät? Man nach 10-20 Jahren wechseln muss, aus welchem Gründen auch immer?

Wie sieht es mit BU/Arbeitslosigkeit aus? > vor allem in fortgeschrittenem Alter, z.B. nach dem 55 Lebensjahr. Eine BU habe ich früh abgeschlossen

Für mich liest sich das oft so, als wenn man bis 55 ohnehin wissen wird (wissen muss), wo die finanzielle Sicherheit, Rente und alles hinläuft und man sozusagen bis dahin "überlegen" kann - da man ja die Informationen bis dahin zusammen hat -, ob man die PKV danach durchzieht, oder doch den Notstecker zieht, und zurück in die GKV wandernt. Ich klammere den gesellschaftlichen Aspekt hier gerade bewusst aus.

Danke & viele Grüße

Racer76
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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon Racer76 » 17.02.2024, 21:29

Egal wie man sich entscheidet, es ist so oder so eine Wette auf die Zukunft :wink:
Niemand wird seriös sagen können, wie GKV und PKV in 20 oder 30 Jahren aussehen werden, betreffend Leistungen und Beiträgen.

Ich lehne mich einfach mal aus dem Fenster und behaupte, dass die Sozialsysteme wie sie heute aussehen spätestens bis zum Ende des Jahrzehnts ein echtes Problem haben werden (demografischer Wandel). Das wird wohl dazu führen, dass Anpassungen erfolgen müssen. Man kann nun überlegen, wie diese aussehen werden: Terminservice, Familienversicherung, BBG, PVG, Beitragssatz, Zusatzbeitrag, Leistungskatalog usw.

Stand heute würde ich mir überlegen: mit was kann ich zum Renteneintritt rechnen? Was kommt dann auf das Konto? Rente, Betriebsrente, Mieten, Aktienrenditen usw.? Was könnte dann für die Beiträge in der GKV herangezogen werden?

Ich möchte mal kurz meine Situation als Beispiel nehmen. Stand heute bekomme ich Rente + Betriebsrente knapp BBG. Dazu habe ich zwei zusätzliche Betriebsrenten laufen. Damit müsste ich Maximalsatz in der GKV zahlen. Dafür bekomme ich meine PKV wohl bis Mitte oder Ende der 80er Lebenszeiten für denselben Beitrag abgedeckt. Und während meinem aktiven Arbeitsleben zahle ich die genannten Goodies fast aus den "Ersparnissen".
Mein alter Versicherer hat übrigens vor ein paar Jahren das Geschäft aufgegeben und ein anderer Versicherer ist eingesprungen. Das ging nahtlos ineinander über ohne Probleme. Die Rücklagen sind meines Wissens Sondervermögen und daher von Pleiten nicht betroffen. Aber ja, ein Anbieterwechsel wird schnell unwirtschaftlich sein. Bleibt aber immer noch ein Tarifwechsel beim selben Anbieter.
Alle Fälle wird man aber nie abdecken können. Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit usw. vor allem im Alter sind immer ein Problem.

Wie man schnell sieht ist ein allgemein gültiger Rat nicht möglich, da gibt es viel zu viele Variablen. Erwähnen möchte ich noch, dass es in der PKV den "Notanker" Basistarif gibt.

Und ja, Stand heute gibt es manche Möglichkeiten unter 55 und wenige über 55 wieder in die GKV zu kommen. Aber auch da kann der Gesetzgeber wie auch beim Leistungskatalog von heute auf morgen Änderungen vornehmen, die die Möglichkeiten völlig verändern.

Saxum
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Re: Wechselmotivation GKV zu PKV

Beitragvon Saxum » 20.02.2024, 14:37

Nur um mal ganz kurz auf den theoretische Pleite eines PKV Unternehmens einzugehen, bevor das stattfindet finden ja in der Regel eigentlich Prozesse auch unter Beteiligung des BaFi nstatt um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Sollte diese aber letztendlich komplett scheitern springt der gemeinsame Sicherungsfonds ein, das ist hier die Medicator AG unter Aufsicht der BaFin.

In diesem Falle ordnet die BaFin, dass die substitutiven Krankenversicherungsverträge auf den Sicherungsfond übertragen werden. Dieser führt alle betroffenen Versicherungsverträge fort und saniert den übernommenen Vertragsbestand und überführt oder verteilt diese dann an die anderen Versicherer.

Dabei ist man durchgehend zur weiteren Zahlung der Beiträge verpflichtet wie bisher und erhält auch wie bisher alle Leistungen wie diese Vertraglich vereinbart worden sind. Egal ob man bei Medicator AG oder bei einem anderen Versicherer unterkommt.

Dass bei Racer76 ein anderer Versicherer wohl schon vorher eingesprungen ist ist wohl auch möglich, wenn die BaFin das genehmigt.

Ich wollte damit nur kurz aufzeigen, dass eine etwaige Insolvenz eines Krankenversicherers nicht "das Ende der Fahnenstange" für den eigenen Versicherungsvertrag ist. Daher, No Panic.

Für mehr Infos:

https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Ver ... tikel.html


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