Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

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DietrichF
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Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon DietrichF » 22.12.2020, 17:31

Hallo zusammen,

auch mich hat dieses Jahr die Tariferhöhung der Debeka hart getroffen mit einer Steigerung von mehr als 20 %. Schon jetzt ist absehbar, dass mir das Ganze in 3 Jahren mit der Verrentung zu teuer wird (Beihilfetarif mit 70 % bei der Debeka; Kosten derzeit einschließlich Pflegeversicherung knapp 900 €; die Beihilfe fällt in 3 Jahren weg). Ich rechne in 3 Jahren mit einem Beitrag von 900-1.000 € trotz Beitragsentlastungskomponente.

Ich werde dann zunächst mindestens die Wahlleistungen im Krankenhaus (Chefarzt + Zweibettzimmer) streichen wollen (120 € Ersparnis).

Ich frage mich, ob ich dann noch weit vom Standardtarif weg bin. Der Standardtarif würde voraussichtlich maximal 50 % des vorherigen Tarifniveaus ausmachen.

Im Krankenhaus bekäme ich wohl die gleichen Leistungen und müsste nur täglich 10 € zuzahlen. Bei Bedarf könne ich das Zweibett- oder Einzelzimmer locker aus eigener Tasche bezahlen.

Im ambulanten Bereich sähe es natürlich anders aus (Stichwort "Holzklasse"). Der Standardtarif erstattet nur das 2,0-fache der GOZ-Tarife beim Zahnarzt und das 1,8-fache der GOÄ bei anderen Ärzten. Hier bestünde aber die Option, die Differenz zu den klassischen Abrechnungsfaktoren von 2,3 bis 3,5 selbst zu tragen und damit quasi wie ein klassischer Privatpatient dazustehen. Von meinen bisherigen Ersparnissen durch die Differenz GKV/PKV könnte ich auch locker noch mehrere teure Zahnbehandlungen selbst bezahlen.

Was ist von diesen Überlegungen zu halten? Über ein Feedback würde ich mich freuen!

Grüße

DietrichF

schachmatt
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon schachmatt » 22.12.2020, 23:22

Hallo DietrichF,

aus demselben Grund - vorhersehbare Beiträge im Bereich von 1000 € und mehr werden nach dem gar nicht mehr so fernen Renteneintritt mit der Rente schwerlich vereinbar sein - beschäftige ich mich ebenfalls seit einiger Zeit mit der Frage, ob der Standardtarif ein Notausgang sein könnte.

Allerdings würde ich noch etwas grundlegender ansetzen, nämlich: Ist, im stationären Bereich, überhaupt gewährleistet, daß mas als Standardtarifversicherter in jedem Krankenhaus aufgenommen würde und besteht, im ambulanten Bereich, noch freie Arztwahl? Oder sind Standardtarifversicherte auf ausgewählte Krankenhäuser bzw. bestimmte Ärzte beschränkt? Was tut z.B. der unvermeidlich liebgewonnene Zahnarzt, wenn man erklärt, fortan als Standardtarifversicherter behandelt und abgerechnet werden zu wollen?

Im Zusammenhang mit dem Basistarif finden sich im Netz Darstellungen, nach denen dieser bewußt abstoßend gestaltet wurde, um ihn für möglichst wenige Personen interessant zu machen. Zugleich werden zum Teil Standardtarif und Basistarif über einen Kamm geschoren und gemeinschaftlich als Sozialtarife der PKV bezeichnet. Besteht nicht die Gefahr, daß auch die Bedingungen des Standardtarifes ebenfalls nach unten angepaßt werden, wenn er zu populär wird?

Auffällig ist, daß, soweit ich feststellen konnte, sich im Netz keinerlei Erfahrungsberichte zum Standardtarif finden. Heißt das, daß der Standardtarif völlig unproblematisch funktioniert oder sind die Standardtarifversicherten bisher nur wenig mitteilsam?

Auch stellt sich die Frage, was geschieht, wenn künftig sehr viele, tendentiell ältere Vericherte den Standardtarif wählen (müssen). Werden dann nicht zuerst die Kosten und anschließend die Beiträge schnell bis auf den Grenzbeitrag steigen?

Erfahrungsberichte aus der Welt des Standardtarifs wären jedenfalls äußerst interessant.

Weihnachtsgrüße von Schachmatt

yuser
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon yuser » 23.12.2020, 00:03

DietrichF hat geschrieben: (Beihilfetarif mit 70 % bei der Debeka; Kosten derzeit einschließlich Pflegeversicherung knapp 900 €;


Nur damit ich das richtig verstehe, weil ich es nicht glauben kann: du bist aktuell in einem Quotentarif der Debeka zu 70% versichert und zahlst 900€ im Monat?!? Bisex-Tarif P/Z und BE? Hast Du ein Risikozuschlag von 100% oder wie soll das gehen?

DietrichF
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon DietrichF » 23.12.2020, 07:06

Wie gesagt einschließlich Pflegeversicherung und Beitragsentlastungskomponente.

Ohne Beitragsentlastung wären es ca. 650 €.

Carlo
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon Carlo » 23.12.2020, 08:49

Wie lange besteht die Beitragsentlastungskompenente denn schon? Wenn Du jahrelang 250 EUR im Monat für Beitragsentlastung im Alter zusätzlich bezahlt hast, muss sich das doch später auch entlastend bemerkbar machen. Vielleicht steigt Dein Beitrag dann gar nicht so wie Du befürchtest.

RolandPKV
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon RolandPKV » 23.12.2020, 11:49

Dass es kaum Berichte von Versicherten im Standardtarif gibt, hat wohl zwei Gründe. Zum einen die geringe Anzahl, 2019 waren es 51.300. Zum anderen das Alter der Versicherten im Standardtarif. In der heutigen Generation der Rentner gibt es sicherlich viele, die mit Internet nicht viel am Hut haben und/oder sich niemals in irgendwelchen Foren tummeln.

Die Arztwahl könnte definitiv ein Problem sein. Kein Arzt/Zahnarzt ist verpflichtet, jemanden zu den Bedingungen des Standardtarifs zu behandeln. Wie sich das in der Realität gestaltet, vermag ich nicht einzuschätzen. Allerdings ist die Kassenärztliche Vereinigung verpflichtet, die Versorgung der Standardtarif-Versicherten sicherzustellen. Daher muss man sich schlimmstenfalls an die Kassenärztliche Vereinigung wenden, diese benennt dann Ärzte, die zu Standardtarif-Konditionen behandeln.

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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon PKV_Abwägender » 23.12.2020, 17:19

Wie ist das denn dann, wenn man beim Arzt keine Änderungsangabe zum Wechsel in den Standardtarif macht, und die insofern überhöhte Rechnung des Arztes bei der Versicherung einreicht ?
Ich schließe mich dieser Frage von DietrichF an, da ich keine sicheren Aussagen dazu kenne.

Bekommt man anteilig den Wert der gesetzlichen "Standardleistung" von der Vers. erstattet und zahlt den Rest selbst (wie eine hohe Selbstbeteiligung), oder kann die Vers. die Leistung komplett ablehnen ?

Ergänzung zur Frage: gleiche Frage in Bezug auf einen Tarif im Mehrbettzimmer (nicht Standardtarif), wenn man nur mit Angabe "privat versichert" ein Zweibettzimmer nimmt. Zahlungs-Komplettverweigerung möglich ? (habe ich mal so in einer windigen Aussage gehört).

Gruß

RolandPKV
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon RolandPKV » 23.12.2020, 17:27

Die Versicherung erstattet die Rechnung, begrenzt auf die Konditionen des Standardtarifs.

DietrichF
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon DietrichF » 24.12.2020, 10:43

Euch allen zunächst einmal DANKE für das Interesse an dem Thema und der Diskussion. Mir ging es primär darum, den Standardtarif aus dem Image des Sozialtarifs, "letzten Auswegs" bzw. der "Holzklasse" herauszuholen. Mein Ziel wäre es, beim Arztbesuch nicht als Bittsteller auftreten zu müssen.

Hier eine kurze und wie ich finde gute Zusammenstellung der Tarifmerkmale des Standardtarifs im Vergleich zur klassischen PKV und der GKV:

https://www.test.de/Private-Krankenvers ... 4-5501275/

Meine Überlegungen zu den hier aufgeworfenen Fragen:

Allerdings würde ich noch etwas grundlegender ansetzen, nämlich: Ist, im stationären Bereich, überhaupt gewährleistet, daß mas als Standardtarifversicherter in jedem Krankenhaus aufgenommen würde?


Nach der Synopse der Stiftung Warentest bestehen bei der Krankenhausauswahl mindestens genauso viele Optionen wie bei der GKV.

Was tut z.B. der unvermeidlich liebgewonnene Zahnarzt, wenn man erklärt, fortan als Standardtarifversicherter behandelt und abgerechnet werden zu wollen?


Ich würde normal abrechnen, also mit den Faktoren 2,3 bis 3,5. Die Differenz zu dem Faktor des Standardtarifs von 2,0 würde ich selbst tragen. Das macht bei 1.000 € Behandlungskosten im Jahr und einem mittleren Abrechnungsfaktor von 2,7 einen Eigenanteil von 350 €.

Besteht nicht die Gefahr, daß auch die Bedingungen des Standardtarifes ebenfalls nach unten angepaßt werden, wenn er zu populär wird?


Das glaube ich angesichts der kontroversen politischen Diskussion dieser Thematik (siehe entsprechende Anfragen im Bundestag) nicht.

Die Arztwahl könnte definitiv ein Problem sein. Kein Arzt/Zahnarzt ist verpflichtet, jemanden zu den Bedingungen des Standardtarifs zu behandeln. Wie sich das in der Realität gestaltet, vermag ich nicht einzuschätzen.


Ich würde mich weiter als "normaler" PKV-Versicherter behandeln lassen (siehe oben).

Ergänzung zur Frage: gleiche Frage in Bezug auf einen Tarif im Mehrbettzimmer (nicht Standardtarif), wenn man nur mit Angabe "privat versichert" ein Zweibettzimmer nimmt. Zahlungs-Komplettverweigerung möglich ? (habe ich mal so in einer windigen Aussage gehört).


Ich würde bei der Aufnahme die Versicherung im Standardtarif angeben und eine Wahlleistungsvereinbarung nur auf das Modul "Einbettzimmer" abschließen.


Das alles sind natürlich nur Hypothesen. Wie es in der Praxis funktioniert könnte einem wahrscheinlich nur einer der gut 50.000 Standardtarif-Versicherten sagen. Leider kenne ich keinen!

Frohes Fest!

DietrichF

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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon Eichhörnchen » 25.12.2020, 14:56

Ich würde ganz aus der Debeka rausgehen, wenn sich das irgendwie rechnet bzw. machen lässt.
Ich bin dort noch versichert und würde rausgehen, wenn ich nicht infolge einiger Krankheiten anderswo wohl auch mit hohen Beiträgen rechnen müsste.
Die Debeka war früher besser.
Mittlerweile zahlt sie deutlich schlechter als früher.
Ich rate, im Internet sich zur Debeka zu informieren.
Es gibt einige Foren oder Portale zu diversen Anbietern.
Den Namen der Versicherung bei Google eingeben und dazu Worte wie Test, Bewertungen, Erfahrungen und man bekommt dann diverse Fundstellen, die man sich ansehen sollte.
Vorsicht:
Positive Bewertungen müssen nicht unbedingt echt sein.
Die negativen dürften aber echt sein.
Zuletzt geändert von Eichhörnchen am 27.12.2020, 12:04, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon eastman » 25.12.2020, 22:34

Alternativ noch die Möglichkeit, eine stationäre Zusatzversicherung (Zweibettzimmer mit privatärztlicher Behandlung) bei einem anderen Versicherer abzuschließen...

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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon RolandPKV » 26.12.2020, 20:54

@DietrichF: mir erschließt sich Dein Ansinnen nicht so recht. Einerseits schreibst Du, dass Du wegen der erwarteten/befürchteten Beitragserhöhungen in der Zukunft über den Wechsel in den Standardtarif nachdenkst. Dass die von Dir erwähnten selbst zu bezahlenden "Aufstockungen" auf normales Rechnungsniveau noch viel problematischer sind, ist Dir nicht klar? Dieser Teil wäre ja komplett Dein (für Dich unkalkulierbares) Risiko. Das wäre eine Wette darauf, das Du nicht mal ernsthaft erkrankst. Kann aufgehen, aber ...

Carlo
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Re: Standardtarif mit eigener Zuzahlung – Alternative für die Rente?

Beitragvon Carlo » 27.12.2020, 10:56

Eine andere Alternative für die Rente könnte evtl. die Vereinbarung eines (höheren) Selbstbehalts sein.

Auf diese Weise bliebe Dein Zuzahlungsrisiko überschaubar und begrenzt. In Verbindung mit Deiner doch recht hohen Beitragsentlastungskompenente könnte bei einem Selbstbehalttarif eine überproportional starke Ermäßigung des Beitrags herauskommen. In jedem Fall könnte es sich lohnen, das ausrechnen zu lassen.

In den Standardtarif kann man zur Not immer noch gehen, wenn alles andere ausgereizt ist. Nur ein Zurück gibt es in der Regel nicht mehr. Wie RolandPKV schreibt, sind die Nachteile vermutlich wesentlich schlechter kalkulierbar.


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