Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Leistungen, Kostenübernahme, Tarife, usw.

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Narkoleptiker
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Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Beitragvon Narkoleptiker » 22.03.2018, 15:17

Hi,
ich bin privat versichert. Mein normaler Tarif umfasst keine Leistungen für zahnärztliche und kieferorthopädische Behandlungen. Daher habe ich eine Zusatzversicherung für zahnärztliche Leistungen abgeschlossen.

Ich bekam ne Weile Hartz IV und das Jobcenter hat die Zusatzversicherung auch anstandslos bezahlt. Dann bin ich zur Sozialhilfe gewechselt. Die übernehmen die Kosten nun nicht mehr. Darum kümmert sich momentan meine Anwältin. Aber selber die weiß anscheinend nicht so richtig, ob die Kosten übernommen werden müssen. Weiß da jemand mehr?

Jedenfalls bin ich in der Privatinsolvenz und jetzt bekam ich ein Schreiben meiner Krankenversicherung, dass der Insolvenzverwalter gegen meinen Willen die Zahnversicherung kündigen darf.

Das würde aber bedeuten, dass ich in Zukunft nicht mehr zum Zahnarzt gehen kann, weil ich ja nur Sozialhilfe bekomme und der Regelsatz dafür nicht ausreicht. Meine Anwältin meint, dass das so eigentlich nicht sein darf, aber irgendwie fehlen wohl genaue rechtliche Vorgaben.

Kennt sich da jemand mit aus? Da muss es doch eine Lösung für geben, oder?

MfG

aldi110
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Re: Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Beitragvon aldi110 » 22.03.2018, 17:41

moin,

wenn du in die Privatinsolvenz gehst, verlierst du das Verfügungsrecht über dein Vermögen. Das geht an den Treuhänder über und der kann, wenn er es für richtig hält, Versicherungen kündigen. Das betrifft aber nur die Zeit bis du in die sogenannte Wohlverhaltensphase kommst, dann erhältst du das Verfügungsrecht wieder und kannst mit dem Teil deines nicht pfändbaren Gehaltes auch eine Versicherung bezahlen. Aber Vorsicht!!! Du bewegst dich mit Versicherungen in der Insolvenz in einer Grauzone wo selbst die Rechtsprechung unterschiedlich urteilt. Ich habe es selbst erlebt das eine Versicherung zwar geleistet hat, jedoch irrtümlich auf ein altes Bankkonto überwiesen hat. Das war natürlich ein Gläubiger der sich gefreut hat, bis in die Zweite Instanz habe ich geklagt und verloren.

Von daher mein Rat an dich, alle Versicherungen die nicht sein müssen (wie Autoversicherung) weg. Ist raus geschmissenes Geld.

Gruß aldi

(insolvent von 2011-2017)

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Re: Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Beitragvon Rossi » 23.03.2018, 08:05

Da Du nunmehr Sozialhilfe (nicht erwerbsfähig) bekommst, solltest Du in den Basistarif wechselt.

Die Prämie im Basistarif wird während der Hilfebedürftigkeit halbiert.

Im Basistarif besteht Anspruch auf Zahnersatz; bei Hilfebedürftigkeit gibt es den doppelten Festzuschuss.

Das Sozialamt darf die Übernahme der Prämie im Normaltarif nicht einfach bzw. stumpf ablehnen. Das Sozialamt muss nur die Prämie übernehmen, die im Basistarif (halbiert) max. zu zahlen ist. Ist die tatsächliche Prämie im Normaltarif günstiger als die halbierte Prämie im Basistarif, dann muss das Sozialamt nur diese übernehmen.

Narkoleptiker
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Re: Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Beitragvon Narkoleptiker » 23.03.2018, 11:12

@aldi110:
Ich verstehe jetzt aber nicht, was mein "Vermögen" mit meiner Krankenversicherung zu tun haben soll? Das Problem ist doch, dass mich die Krankenversicherung nach Ende der Wohlverhaltensperiode möglicherweise gar nicht mehr in dem Tarif aufnimmt oder mich in einen teureren Tarif einstuft und das Sozialamt die Beiträge dann nicht mehr übernimmt bzw. überweist das Sozialamt ja momentan weiterhin den vollen Betrag an die Krankenversicherung, da die noch nicht über die Kündigung des Tarifes informiert wurden.

Was soll ich deiner Meinung nach tun, wenn ich krank werde und keine Krankenversicherung habe?

@Rossi:
Wieso sollte ich in den Basistarif wechseln und dadurch den Steuerzahler zusätzlich belasten? Ich werde dann auch vermutlich nach Ende der Privatinsolvenz nicht mehr in einen besseren/günstigeren Tarif wechseln können. Davon abgesehen hilft mir das gerade auch nicht viel, da die Kündigung des Tarifes rückwirkend ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens stattfindet, ich danach aber Leistungen in Anspruch genommen habe. Diese Rechnungen müssen ja jetzt irgendwie bezahlt werden. Von meiner Sozialhilfe kann ich das nicht.

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Re: Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Beitragvon aldi110 » 28.03.2018, 06:59

moin,

vielleicht hilft dir das zum Verständnis : https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögen_(Wirtschaft)

Du wirst auch sehen das du nicht nur mit der Krankenversicherung Probleme kriegst, sobald du in die Insolvenz gehst gibt es einen harten Eintrag in die Schufa. Glaub jetzt aber mal nicht das der zum Ende der Insolvenz gelöscht wird, 3 Jahre später ist das erst soweit. Somit steht der Schufaeintrag ganze 10 Jahre drin. Folgen:

Versicherungen fragen bei der Schufa deine Bonität ab, zum Beispiel die Kaskoversicherung fürs Auto, Vermieter wollen Schufaeinträge sehen, wenn du die Wohnung wechseln willst, Energieversorger fragen die Schufa ab usw.

Dispokredit bei deiner Bank, Bestellung im Internet auf Rechnung, Handyverträge...von all dem kannst du dich trennen, wenn es nicht dein Insolvenzverwalter für dich tut.

Da du aber schreibst das es sich hier um eine Zahn- Zusatzversicherung handelt, warum solltest du wenn die weg wäre nicht mehr zum Zahnarzt gehen können? Erstens bist du Krankenversichert (gesetzlich), somit übernimmt die Krankenkasse die notwendige Behandlung, sollte es dann um Zahnersatz gehen hast du wegen der Hilfebedürftigkeit weniger Probleme mit Kostenübernahmen als jemand der Arbeiten geht, der kann schön alles aus eigener Tasche bezahlen.

gruß aldi

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Re: Insolvenzverwalter darf Zusatzversicherung kündigen?

Beitragvon ManuJunker » 24.05.2018, 11:33

Irgendwie echt traurig, das man mit Schufaeintrag zum Menschen zweiter Klasse degradiert wird. Manche rutschen ja auch völlig unverschuldet (also fremdbestimmt)in die Insolvenz.


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