Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

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Carlo
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Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon Carlo » 27.11.2020, 20:02

Liebe Forumsmitglieder,

ich bin 50 Jahre alt und habe seit 2007 eine freiwillige Pflegetagegeldversicherung bei der AXA (Tarif PTG DYN). Der Tarif sieht eine planmäßige Erhöhung der Leistung alle drei Jahre um 10% vor. Anfänglich (2007) war ein Tagegeld von 60 EUR versichert, derzeit sind es 88 EUR.

Vor allem in den letzten Jahren sind die Beiträge aber unabhängig von den tariflich vorgesehenen Erhöhungen stark gestiegen. Gerade habe ich eine neue Beitragsanpassung um 34% zum 1.1.2021 erhalten, nachdem die Prämie zuletzt 2018 um 49% (sic) gestiegen war.

Zur Veranschaulichung der Beitragseentwicklung:

2007 - 33,73 EUR Monatsbeitrag - Versicherungsbeginn (60 EUR TG),
2011 - 39,62 EUR - Beitragsanpassung + Dynamik (66 EUR TG)
2014 - 44,96 EUR - Dynamik (73 EUR Tagegeld)
2017 - 55,40 EUR - Beitragsanpassung + Dynamik (80 EUR TG)
2018 - 82,55 EUR - Beitragsanpassung (+49%)
2020 - 94,13 EUR - Dynamik (88 EUR TG)
2021 - 126,33 EUR - Beitragsanpassung (+34%)

Insgesamt haben sich die Beiträge also seit 2007 fast vervierfacht, während die Leistungen gleichzeitig um ca. 50% erhöht wurden (die Dynamik wird natürlich mit zunehmendem Alter teurer).

Die AXA begründet ihre jüngste Beitragserhöhung mit (erneut) stark gestiegenen Leistungsausgaben (+27%), neuen Sterbetafeln und den niedrigen Zinsen. Vieles kann ich nachvollziehen, aber es verunsichert mich doch, dass es so viel ist.

Ich frage mich, ob es sich um ein allgemeines Phänomen handelt und andere ähnliche Erfahrungen haben oder ob es auch am versicherten Tarif liegt, der schon lange geschlossen ist und noch der Bisex-Welt angehört.

Sollte ich mich evtl. nach einem (hausinternen) Tarifwechsel erkundigen? Einen Wechsel zu einem anderen Versicherer schließe ich nach 14 Jahren aus.

Sollte ich alternativ eine mögliche Absenkung des versicherten Tagegeldes (z.B. auf 70 EUR) prüfen?

Was würde dabei mit meinen bisher aufgebauten Altersrückstellungen passieren? Würde ich diese teilweise verlieren? Oder würden die Rückstellungen womöglich so angerechnet, dass der Beitrag sogar stärker als die Leistung sinken könnte?

GS
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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon GS » 01.12.2020, 20:35

Hallo Carlo,

ja, da ist noch mehr Dynamik drin als es der Tarifname ohnehin verspricht. Vorweg zum Trost: Das ist nicht nur in diesem Tarif so, sondern betrifft auch andere Pflegetarife einschließlich der Pflichtversicherungen. Btw. vergleiche doch einmal, wie sich der Beitrag (nicht nur der Beitragssatz) deiner Pflegepflichtversicherung seit 2007 entwickelt hat.
(In meinem Fall von 28 um 52 auf 80 €, bei gesetzlicher KV wäre es von 61 um 63 über 138 auf 124 €. Die Steigerung in % auszurechnen überlasse ich anderen. Nicht weil ich es nicht könnte, sondern weil sie keine entscheidende Rolle spielt.)

Zu deinen Fragen bzw. Aussagen:
Vor allem in den letzten Jahren sind die Beiträge aber unabhängig von den tariflich vorgesehenen Erhöhungen stark gestiegen. Gerade habe ich eine neue Beitragsanpassung um 34% zum 1.1.2021 erhalten, nachdem die Prämie zuletzt 2018 um 49% (sic) gestiegen war.
Die Anpassung 2018 ist v. a. eine Folge der großen Pflegereform zum 1.1.2017, die u.a. dazu geführt hat, dass
a) deutlich mehr Personen seither als pflegebedürftig gelten und
b) in den meisten Fällen auch höhere Leistungen als zuvor erhalten.
Punkt a) treibt natürlich auch die beiträge in der Pflegetagegeldversicherung.

Die Anpassung 2021 hat andere Schwerpunkte, die die AXA hiermit
Die AXA begründet ihre jüngste Beitragserhöhung mit (erneut) stark gestiegenen Leistungsausgaben (+27%), neuen Sterbetafeln und den niedrigen Zinsen.
m. E. zulässig begründet. Und gerade die AXA dürfte bei der Berechnung und Begründung ihrer Anpassungen inzwischen wohl aufpassen wie ein Schießhund.
Ich frage mich, ob es sich um ein allgemeines Phänomen handelt und andere ähnliche Erfahrungen haben oder ob es auch am versicherten Tarif liegt, der schon lange geschlossen ist und noch der Bisex-Welt angehört.
Wie schon erwähnt eher ein allgemeines Phänomen, das nebenbei auch deutlich macht, wohin in der Pflege die Reise geht. Und nein, gerade in der Pflegezusatzversicherung würde ich einem "Kater" Carlo nicht raten, von einem Bisex- in einen Unisextarif umzusteigen. Aber vielleicht haben andere Foristen auch andere Ratschläge, warten wirs ab.
Sollte ich mich evtl. nach einem (hausinternen) Tarifwechsel erkundigen? Einen Wechsel zu einem anderen Versicherer schließe ich nach 14 Jahren aus.
Erstes kannst Du machen. Evtl. gibts ja noch neuere und für Dich passendere Bisextarife bei der AXA. Zwischen 2007 und 2012 ist da so einiges geschehen. Und ja, ein Wechsel zu einem anderen Anbieter wäre nach 14 Jahren und mit neuem Eintrittsalter 50 grundsätzlich nicht zu empfehlen.
Sollte ich alternativ eine mögliche Absenkung des versicherten Tagegeldes (z.B. auf 70 EUR) prüfen?
Kann nicht schaden - und das Recht ist auf deiner Seite. Und vermutlich auch in der Frage, ob Du jeder einzelnen Dynamik-Anpasssung auch widersprechen kannst bzw. konntest.
Was würde dabei mit meinen bisher aufgebauten Altersrückstellungen passieren? Würde ich diese teilweise verlieren? Oder würden die Rückstellungen womöglich so angerechnet, dass der Beitrag sogar stärker als die Leistung sinken könnte?
Ab "Oder ..." bist du auf der richtigen Spur. Lass es dir doch einmal ausrechnen, was z. B. eine Absenkung auf 1) 66 €/Tag und 2) 73 €/Tag zum 1.1.21 beitragsmäßig bewirkt. Damit hast Du die letzten drei bzw. zwei Dynamik-Erhöhungen "markiert" und kannst den beiden Werten auch Pi mal Daumen entnehmen, wie es bei 70 €/Tag aussehen würde.

Dann leg mal los. Lass "der AXA ihre Rechenmonster ihre Puppen" tanzen. Und mach uns anschließend schlau.

Gruß
von GS

Carlo
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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon Carlo » 04.12.2020, 18:22

Hallo GS,

vielen Dank für Deine ausführliche und kompetente Antwort. Das war für mich sehr hilfreich!! :)

Ich werde das einmal mit der AXA besprechen und berichten.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
Carlo

GS
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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon GS » 05.02.2021, 02:22

Hallo Carlo,
ohne auf den Busch klopfen zu wollen. Aber inzwischen täts schon interessieren: Wie ist denn die Sichtweise der AXA?
Gruß
von GS

Carlo
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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon Carlo » 06.02.2021, 10:32

Hallo GS,

vielen Dank für Deine Nachfrage.

Die AXA hat mir letztlich verständnisvoll geantwortet, ohne wesentlich über das hinauszugehen, was auch schon in den mit der Beitragserhöhung übermittelten Unterlagen stand (Leistungsausgaben, Zinsniveau, Altersrückstellungen etc.).

Einen Tarifwechsel habe ich zwar angedacht, jedoch für den Moment erst einmal wieder davon Abstand genommen, da ich dazu einerseits die verschiedenen Tarifbedingungen genauer studieren müsste und andererseits die voraussichtliche Beitragsersparnis womöglich nicht so groß ist bzw. ungewiss ist, ob sie nicht bei der nächsten Erhöhung schon wieder stark abschmilzt.

Auch eine Senkung des Tagegeldes habe ich jetzt erst einmal zurückgestellt und will die weitere Entwicklung in den nächsten Jahren noch ein bißchen beobachten. Die nächste Dynamik (2023) werde ich aber wohl erst einmal aussetzen, sonst zahle ich in ein paar Jahren 500 Euro.... :shock: 2026 müsste ich dann entscheiden, ob ich sie wiederaufnehme (um die Option zu behalten).

Mich würde auch interessieren, was andere in vergleichbarer Situation entschieden haben. Wie Du siehst, zögere ich im Moment noch vor "weitreichenderen" Schritten wie Tarifwechsel, Teilkündigung o.ä.

Viele Grüße
Carlo

GS
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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon GS » 08.02.2021, 19:21

Hallo Carlo,
danke für deine Antwort. Ja, es war zu erwarten, dass im Grunde keine andere Inormation kommt al die bisherigen. Vielleicht eine persönlichere Ansprache und mit Bezug auf den individuellen Leistungsumfang und Vertragsverlauf.

Andererseits ist das auch wieder halbwegs logisch, denn sonst müsste man sich fragen, warum nicht gleich so?

Deine weitere Vorgehensweise kann ich gut nachvollziehen. Keine schlechte idee ist es, die Dynamik nicht endgültig zu kappen, zumal du ja jederzeit den Tagessatz doch wieder individuell reduzieren kannst.

Gruß
von GS

eastman
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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon eastman » 09.02.2021, 08:28

Ich habe Pflegetagegeld-Versicherungen nie aktiv beworben und in den Beratungen dokumentiert, dass die Beiträge gegenüber den schon viel länger am Markt angebotenen Pflegekosten-und Pflegerentenversicherungen auffällig niedriger kalkuliert sind und vermutet, dass, nachdem der Effekt der Gesundheitsfragen verpufft ist, in den Beiträgen stärker steigen können. Wie beschrieben - eingetreten.

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Re: Pflegetagegeldversicherung - heftige Beitragssteigerungen

Beitragvon PKVLaie » 15.12.2021, 05:48

Die Beitragssteigerungen waren hier bei der Axa demnach wirklich sehr heftig. Ich selbst bin bei der Allianz versichert.
Die Beiträge sind auch dort überproportional zur Dynamik gestiegen, aber nicht derart extrem.
Was mich interessieren würde: Mit jeder Dynamik erhöht sich - aufgrund es höheren Alters - ja der Beitrag pro EUR Tagegeld.
Sollte man aus Kostengründen gezwungen sein, den Leistungsumfang zu reduzieren, sinkt der Betrag pr EUR Tagegeld dann wieder auf den anfänglichen Betrag? Denn der ursprüngliche Betrag wurde ja mit niedrigerem Alter kalkuliert!

Zu Carlo möchte ich anmerken: Du hast einen Bisextarif, und den solltest Du Dir unter allen Umständen erhalten! Ich habe das damals bei der Allianz verfolgt, und bei der Umstellung von Bisex auf Unisex haben sich die Beiträge für Männer auf einen Schlag ziemlich genau verdoppelt! Ob danach die Bisex- oder die Unisextarife stabiler waren, weiß ich leider nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher das auch aktuell die Bisextarife für Männer deutlich günstiger sind als die Unisextarife.


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