Krankenhaus Zusatzversicherung

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TOM_M
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Krankenhaus Zusatzversicherung

Beitragvon TOM_M » 19.06.2021, 21:17

Hallo,

ich besitze seit viele Jahren eine Krankenhaus Zusatzversicherung und will diese, obwohl ich sie
bisher nicht gebraucht habe, nicht einfach aufgeben, aber ........
Ein Vorfall beschäftigt mich:
Ein Bekannten hatte einen Autounfall und wurde mit dem Rettungswagen zum Krankenhaus gebracht.
Da an diesem Tag in der Notfallaufnahme richtig was los war, standen die Rettungswagen "Schlange vor Notfallaufnahme".
Der Bekannte war noch einigermaßen ubtakt und hatt der Notärztin zugerufen, dass er ein Zusatzversicherung
hat und diese gerne nutzen möchte ............. :oops:

KLAR, tolle Sache aber die Ärztin erklärte ihm dass er sich das Ding "irgendwohin schieben kann" und in dieser
Schlange alle gleich seien - nach einer Stunde warten, war er dann auch dran!!

Nach 3 Wochen Krankenhaus und einigen Diskussionen zu dieser Sache, hat der Bekannte die Versicherung
angerufen und das Thema diskutiert - gleiches Ergebnis - der Bekannte hat eine Krankenhauszusatzversicherung
und keinen Freischein zum Vordrängeln!

Sei wie es sei, aber eine weitere dumme Sache beim Bekannte lief ganz anders!!
Beim ernten von Äpfeln ist er vom Baum gefallen und hat sich "offentsichlich" den Arm gebrochen - eine Kochen
zeigte sich am Oberarm .......... :oops:
Sein Frau fuhr ihn Samstags Nachmittag zur Notaufnahme in ein Krankenhaus.
Nätürlich saß auch dort der Warteraum voll, als er aber beim Anmelden erwähnte dass er eine Zusatzversicherung
hat, ging das alles ganz schnell - ruckzuck war er bei Arzt und bekam ganz schnell ein OP um den Knochen wieder
an die richtige Stelle zu bringen.

Könnt Ihr mir das erklären?????

DANKE
TOM

GS
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Re: Krankenhaus Zusatzversicherung

Beitragvon GS » 20.06.2021, 11:12

Hallo TOM,

beide Verläufe sind gut nachzuvollziehen.

1) Schlange Rettungswagen vor Notaufnahme:
Wie groß ist die Chance, dass die Ärztin - wenn sie es überhaupt wollte - die ersten vier Fahrer dazu bringt, mal kurz beiseite zu fahren, damit der 5. Wagen - der mit dem ZV-Patienten - nach vorne zur bevorzugten Ablieferung fahren kann?
Tendiert wohl gegen Null, also damit erst gar keine Zeit verschwenden, die ist schon knapp genug.

2) Anmeldung "zu Fuß" am Aufnahmeschalter
Nach der Anmeldung am Schalter setzt er sich anschließend wie alle anderen in die Wartezone. Gegebenenfalls schon mit den Unterlagen zu den Wahlleistungsvereinbarungen (Chefarzt und/oder Komfort-Unterbringung) ausgestattet. Da ist es durchaus denkbar, dass er eher aufgerufen wird als der, der in der Schalterschlange vor ihm gestanden und sich damit gebrüstet hat, weder Chefarzt noch Einbettzimmer nötig zu haben.

Sowohl zu 1) als auch zu 2) ist wichtig zu wissen:
"Bevorzugtes an-die-Reihe-kommen" ist grundsätzlich keine vertraglich vereinbarte Versicherungsleistung, weder in der Zusatz- noch in der Vollversicherung. Wenn es dennoch häufig dazu kommt, liegt es wohl vor allem daran, dass der Deckungsbeitrag des ZV-oder VV-versicherten Patienten zu den Krankenhauskosten doch merklich höher ist als "ohne".

Gruß
von GS

Carlo
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Re: Krankenhaus Zusatzversicherung

Beitragvon Carlo » 20.06.2021, 13:16

Ich sehe das etwas anders:

Im Fall 1) gab es Notfälle zu versorgen. Notfälle haben -immer- Vorrang vor allen anderen Patienten. Innerhalb der Notfälle wird noch einmal nach Dringlichkeit priorisiert (Triage).

Im Fall 2) gab es keinen Notfall. Auch ein Armbruch ist für ein Krankenhaus kein echter Notfall, sondern kann warten. Wenn auch die anderen Patienten in der Notaufnahme keine Herzinfarkte oder Schussverletzungen hatten, sondern nur deshalb gekommen sind, weil die Arztpraxen gerade geschlossen waren (Wochenende, nachts etc.), kann das Krankenhaus relativ frei über seine Kapazitäten verfügen. Möglicherweise warteten die anderen Patienten auch nur auf andere Fachärzte als der zuerst behandelte Patient, die gerade noch im OP-Saal o.ä. waren oder einen tatsächlichen Notfall behandelten.

Das Krankenhaus bekommt für alle Patienten - abhängig von der Diagnose - dieselbe Pauschale. Die Zusatzversicherung deckt nur höheren Komfort ab (= bessere Zimmerkategorie, privat abrechnende Wahlärzte). Die Privatliquidation der Wahlärzte ist eine persönliche Nebentätigkeit dieser Ärzte, keine Krankenhausleistung. Deshalb erscheinen die Wahlarztleistungen auch auf keiner Krankenhausrechnung, sondern jeder Arzt schickt dafür eine persönliche Rechnung.

GS
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Re: Krankenhaus Zusatzversicherung

Beitragvon GS » 20.06.2021, 15:06

Hallo Carlo,
zum Szenario 1)
sind wir uns völlig einig. Das mit dem Beispiel "Rettungswagen-Warteschlange" sollte womöglich aufzeigen, dass hier ein Wunschdenken von Patienten nicht nur überhaupt nicht angebracht ist, sondern auch schon aus praktisch-logistischen Gründen ausgeschlossen ist.

Zum Szenario 2):
Natürlich sind die Einnahmen via Fallpauschale unabhängig davon, ob der Patient eine ZV hat. Die - mit oder ohne Bestehen einer ZV - privat abgerechneten Wahlleistungen bringen dem Krankenhaus aber immer einen zusätzlichen positiven Deckungsbeitrag, den der reine Kassenpatient eben nicht bringt. Das gilt übrigens auch für die Chefarzthonorare, von denen der Arzt immerhin 25 % an die Krankenhauskasse abzweigen muss

So ist es kein Wunder, wenn man den Patienten mit seinen bereits unterschriftsgeschmückten Wahlleistungsunterlagen nicht ewig warten lässt, bevor der es sich noch überlegt und sich zum nächstbesten Krankenhaus kutschieren lässt.

Gruß
von GS


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