Benachteiligt der Staat freiwillig GKV-Versicherte?

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Janus
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Benachteiligt der Staat freiwillig GKV-Versicherte?

Beitragvon Janus » 22.04.2010, 20:10

Hallo!

Vielleicht wurde die Frage schon mal ähnlich gestellt

Eins vorweg: Ich befürworte absolut das Prinzip der Solidargemeinschaft.

Als Beamter habe ich keinen Rechtsanspruch darauf, dass mein Arbeitgeber (der Staat) den Arbeitgeberanteil zur GKV trägt. Stattdessen besteht ein Anspruch auf Beihilfe (für die Rückvergütung der in Anspruch genommen Gesundheitsleistungen bis zu einer definierten Höhe). Ich bezahle (als freiwillig Versicherter in der GKV) den vollen Anteil von 15,9%, also rund 500.- € (ohne Pflegekasse). Wenn ich keine (auf dem Beihilfezettel dokumentierten) Leistungen der GKV in Anspruch nehme, habe ich folglich keine Möglichkeit diese finanzielle Belastung zu mindern.

Während ich pro Jahr 6000.- € in die GKV einzahle, bezahlt der (pflichtversicherte) Angestellte bei gleichem Gehalt 3000.- € (da ja die andere Hälfte vom Arbeitgeber getragen wird). Somit werde ich faktisch dafür bestraft, dass ich mich der Solidargemeinschaft nicht entziehe, bzw. (indirekt) dazu genötigt in die PKV zu wechseln, um (im Vgl. zum Angestellten) keinen finanziellen Nachteil zu haben. Der Routinebesuch beim Arzt alle Vierteljahr reicht wohl kaum, um die Rückzahlung der Differenz von 3000.- € bei der Beihilfestelle geltend zu machen...


Frage:
Wie kann ich dennoch diese Differenz erhalten? Das einzige was mir z. Z. einfällt ist, mich 2-3x im Jahr mit vorgelegten Beilhilfezettel unter die teuersten Maschinen zu legen (Szintigraphie, Kernspin etc.) und willkürlich die skurrilsten Untersuchungen über mich ergehen zu lassen. Das heißt ich muss durch sinnfreie Arztbesuche aktiv die Allgemeinheit schädigen. Aber das kanns doch auch nicht sein, oder doch???

Bin echt ratlos, deshalb vielen Dank für eure Antworten/Meinungen :)

Dipling
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Beitragvon Dipling » 23.04.2010, 20:07

Meine Sicht der Dinge ist:
Arbeitgeber und Arbeitnehmer berücksichtigen schon bei den Gehaltsverhandlungen den Arbeitgeberanteil. Ohne Arbeitgeberanteil würde das Gehalt entsprechend höher sein.
Also zahlt der Arbeitnehmer letztlich die 6000 EUR p.a. allein.

Analog dazu könnte die Besoldung eines Beamten bei einem Verzicht auf die Beihilfe (was grundsätzlich nicht möglich ist) entsprechend höher sein.
So ist die historisch gewachsene Rechtslage - Beamte, Selbständige sollen grundsätzlich in die PKV, der Rest in der Regel in die GKV.

Ein Trost: Die vollständige steuerliche Absetzbarkeit der GKV-Beiträge seit 2010.

Sich willkürlich untersuchen zu lassen ist natürlich Unsinn.
Mit wäre auch die Zeit für unnötige Arztbesuche zu schade - wenn man der Statistik glauben darf (18 Arztbesuche pro Kopf und Jahr) sehen das jedoch viele anders.

RHW
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Beitragvon RHW » 24.04.2010, 14:52

Hallo,
in Hessen gibt es für GKV-Versicherte Beamte eine Sonderregelung:
Bei Nutzung der Versichertenkarte wird nachträglich eine Beihilfe ausgezahlt:
(5) Bei freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versicherten
Personen, die keinen Zuschuss zum Versicherungsbeitrag erhalten, die als Dienstordnungsangestellte keinen ermäßigten Beitrag entrichten oder die keinen Anspruch aus einem Teilkostentarif haben, gilt der nachgewiesene Geldwert in Anspruch genommener Sachleistungen der Krankenversicherung, vermindert um gesetzliche Zuzahlungen, als beihilfefähige Aufwendungen. Hiervon ist ausgenommen der in Abs. 6 Nr. 3 bezeichnete Ehegatte des Beihilfeberechtigten. Der Geldwert von Sachleistungen ist bis zur Höhe der Versicherungsbeiträge des Beihilfeberechtigten und der berücksichtigungsfähigen Angehörigen beihilfefähig, die für die dem Antragsmonat vorausgegangenen zwölf Kalendermonate geleistet und nicht bei einer früheren Beihilfefestsetzung berücksichtigt wurden.

aus § 5 http://www.rv.hessenrecht.hessen.de/jportal/portal/t/1s56/page/bshesprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=5&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-BeihVHEV5P5&doc.part=S&toc.poskey=#focuspoint
Falls es ein anderes Bundesland ist, hat man im Moment keine Möglichkeit.
Evtl. versuchen über die Beamtenvertretung, Innenmininsterium, Landtagsabgeordnete Einfluss zu nehmen.
Viel Erfolg!
RHW

Cassiesmann
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Beitragvon Cassiesmann » 24.04.2010, 18:54

RHW hat geschrieben:Hallo,
in Hessen gibt es für GKV-Versicherte Beamte eine Sonderregelung:
Bei Nutzung der Versichertenkarte wird nachträglich eine Beihilfe ausgezahlt:...


Das schreibt der TE doch, allerdings ist es de facto so, dass man als gesunder Beamter in der GKV gelitten hat.

Da diese Regelungen aber schon recht lange so bestehen, bin ich mir sicher, dass alle rechtliche Möglichkeiten probiert wurden. Folglich ist es eine Systementscheidung PKV zum Teilkostentarif oder GKV zu den vollen Kosten. Dafür sind Beamte von sonstigen Sozialversicherungen befreit bei einem vergleichbaren brutto wie Personen in der freien Wirtschaft (z.B. Lehrer an Privatschulen oder Verwaltungbeamte mit Verwaltungsangestellte FW).

Auch wenn es unfair erscheint, das ist eben der Preis fürs soziale Gewissen.

GS
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Sein soziales Gewissen und seine Solidarität ...

Beitragvon GS » 24.04.2010, 20:27

... mit denen, die wirklich (finanzielle und andere) Hilfe brauchen, könnte unser TE voll ausleben, wenn er ...

ja, wenn er über seinen eigenen Schatten springen würde, sich einen günstigen privaten Restkostentarif zulegen würde. Mit dem effektiv Ersparten könnte er, wenn er es ernst meint, direkt die richtigen Leute in seinem Umfeld - die wird es sicher geben, er braucht nur die Augen aufzumachen - unterstützen.

Er könnte auch, wenn er den direkten Kontakt scheut, eine regelmäßige Spende in der Höhe der monatlichen Ersparnis an eine anerkannte Stelle richten, die seine Spende genau in seinem Sinne einsetzt und nicht etwa irgendwo "verbrennt".

Aber nein, er verbrennt es lieber in der GKV und macht sich höchstens noch Gedanken, ob er das ihm ungeliebte System durch unnötige Inanspruchnahme schädigen kann, nur um sich dann besser zu fühlen.
(Immerhin sieht er wohl ein, dass das auch niemandem nützt von denen, die es wirklich nötig haben).

Und klar, er spendet ohnehin jede Menge - aber warum nicht 200-300 € mehr, und das jeden Monat? Sind das etwa 'Peanuts'?

Da ist doch etwas faul!

Solidarischer Gruß
von Gerhard

Janus
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Beitragvon Janus » 25.04.2010, 12:38

Also erstmal vielen Dank für die ganzen Beiträge zu meiner Frage :)

Sollte es generell nicht im Sinne des Staates sein, dass die Bürger eher in der GKV bleiben, um so das System zu stützen?

@Dipling
Mir persönlich ist die Zeit dafür auch zu schade *g* ...deshalb war der Spruch von der häufigen Frequentierung auch eher sarkastisch gemeint. Werd mal schaun, was mir die volle Absetzbarkeit der GKV-Beiträge effektiv bringt.

@RWH
Vielen Dank. Betrift mich, da ich in Hessen bin. Aber die Aussage hinter der gesetzlichen Forumlierung erschließt sich mir nicht wirklich. Ich verstehe sie so, dass ich ausschließlich die Sachleistungen verrechnet bekomme - sprich: gehe ich nicht zum Arzt, wird auch nichts von meinen Beiträgen erstattet.

@Cassiesmann
Im Vergleich zur PKV macht die GKV aber keine Aussschlüsse bei Vorerkrankungen. So du welche hast, kommt dich das System der PKV in der Endsumme auch nicht zwingend günstiger. Der Status als staatlich Bediensteter bringt natürlich Vorteile mit sich, aber im Gegensatz dazu verzichtet man damit auch auf Grundrechte, wie etwa auf das Streikrecht und bekommt engere Grenzen hinsichtlich der freien Meinungsäußerung gesetzt.

@GS
Man muss sich um mein soziales Engagement gewiss keine Gedanken machen ;) Es geht mir auch nicht um Tipps für das Schädigen der Allgemeinheit sondern um die Frage, wie ich einen Ausgleich erreichen kann. Vielleicht kam das nicht so an. Ganz ab davon ist es ja wohl vom Aufwand her wesentlich kostengünstiger einen Arbeitgeberanteil zu zahlen, anstatt mit einem kostspieligen System den privaten Versicherungsmarkt staatlich zu subventionieren, denn nichts anderes tut man so.

DKV-Service-Center
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Beitragvon DKV-Service-Center » 25.04.2010, 20:19

lieber Herr Janus, die Beamten welche Beiträge zur PKV abführen machen das von Ihrem Einkommen ,da subventioniert niemand etwas im Gegenteil die Gesundheitsausgaben bei Beamten liegen m,M nach höher wie bei einem Selbstständigen. Und jeder Beamter welcher 1 und 1 zusammenrechnen kann nutzt eben die Beihilfe. Gut das einige PKV noch ein wenig Gewinn machen möchten gönn ich Ihnen. In Ihrem Fall kann sich nur die GKV bei Ihnen bedanken das Sie dieses System subventionieren. Sie haben jederzeit die Möglichkeit die Beihilfe zu nutzen und dementsprechend eine Restkostenversicherung ab zu schließen. Es wird sogar noch schlimmer :-) für Sie. Denn gehen Sie in den Ruhestand erhöht sich die Beihilfe auf 70 % , wenn Sie Ihre Entscheidung also nicht überdenken zahlen Sie auch als Ruheständler Höchstbeitrag und Ihre Alterskollegen eben nur 30 % .
Gruß


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